Unfug mit dem Fugu

Eine alarmierende Mitteilung! „Fraport betreibt Greenwashing“, heißt es vorwurfsvoll aus der Landtagsfraktion der Linken. Jetzt betreibt der Flughafenbetreiber ja bekanntlich so einiges, aber „Greenwashing“? Ach, immer dieses fürchterliche Denglisch! Wäscht Fraport den Grünen mal ordentlich den Kopf, weil deren Verkehrsminister Tarek Al-Wazir nicht zum ersten Spatenstich für das Terminal 3 am Flughafen gekommen ist und dessen Staatssekretär Mathias Samson zwar gekommen ist, dann aber keinen Spaten anfassen wollte?

Nein, offenbar geht es der Linken-Fraktionschefin Janine Wissler um etwas ganz anderes. „Greenwashing“ heißt so viel wie sich ein grünes Mäntelchen umhängen. Sprich Maßnahmen, die ein umweltbewusstes Verhalten vortäuschen sollen, ohne dass es dafür wirklich eine Grundlage gibt.

Und diese Gaukelei erkennt Wissler beim Einsatz von Elektroautos am Flughafen. Jetzt hätte man auf einem Airport ja eher Empörungspotenzial bei den dort zwangsläufig vorhandenen Flugzeugen erwartet – aber nein, Wissler hat ausgerechnet die Elektrowägelchen im Visier.

Nicht, dass diese jetzt eine manipulierte Software hätten, die falsche Abgaswerte vorspiegelt wie beim großen deutschen Autobauer, dessen Name mit V anfängt und mit W aufhört. Nein, es sind schlicht zu wenige dieser Batterieautos unterwegs, kritisiert Wissler.

Und zwar gemessen an den eigenen Ansprüchen von Fraport: 2009 sei das Unternehmen für das nachhaltige Mobilitätskonzept „e-Fuhrpark 2015+“ (Du meine Güte!) ausgezeichnet worden, das nicht weniger als die Elektrifizierung der dortigen Fahrzeugflotte zum Ziel hatte. „Noch nicht einmal die Hälfte der in diesem Konzept und im Nachhaltigkeitsbericht 2011 für dieses Jahr angekündigten Elektrofahrzeuge seien angeschafft worden“, zürnt nun die Linken-Chefin. Also: „Greenwashing“.

Die von mir eingangs verdächtigten Grünen haben unterdessen ein Thema wiederentdeckt, bei dem es weniger ums Waschen als ums Filetieren geht. Ums richtige Filetieren, falsches Schnippeln kann das Leben kosten! Und zwar beim Zerschneiden des Kugelfisches, der hochgiftige Körperteile in sich trägt. Ein falscher Schnitt, Exitus!

Die grünen Scherzbolde mogelten vor 30 Jahren das „Shanghaier Kugelfischabkommen“ in den ersten rot-grünen Koalitionsvertrag – ein Passus, der dann zunächst unbemerkt von den Sozialdemokraten in dem Papier verblieb. Sinngemäß ging es darum, dass speziell fürs korrekte Filetieren der Kugelfische ausgebildete japanische Köche regelmäßig eine zu kurze Aufenthaltserlaubnis für Deutschland bekämen und dies geändert werden solle.

Völliger Unfug rund um den in Japan Fugu genannten Kugelfisch – aber den Grünen zum 30. Jubiläum des historischen rot-grünen Kontrakts am 16. Oktober noch einmal einen Scherz wert. Angela Dorn, Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Landtagsfraktion, forderte ihre Parteifreundin, die Umweltministerin Priska Hinz, auf, endlich das Shanghaier Kugelfischabkommen in Hessen umzusetzen: „Was vor 30 Jahren mit der SPD als Koalitionspartner vereinbart, aber nie Realität wurde, muss heute mit der CDU möglich sein.“ Wie könne es sein, so Dorn in gespielter Empörung gegenüber Hinz, dass die damalige Abgeordnete die seinerzeitigen Verabredungen völlig vergessen hat, kaum dass sie im Ministerium sitzt?

Naja, wenigstens am damaligen Koalitionspartner soll es nicht scheitern. „Überfällig“ sei die Forderung an Hinz, urteilte SPD-Generalsekretärin Nancy Faeser und bot an: „Gerne unterstützen wir die Grünen bei der Umsetzung eines gemeinsamen Zieles.“

Ach ja, Rot-Grün…

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 21. Oktober 2015

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: