Frauensache

Ich hoffe, liebe Leser, und damit meine ich ausnahmsweise mal nur die männlichen, Sie waren am vergangenen Sonntag alle besonders lieb zu Ihren Herzensdamen. Am 8. März war nämlich Internationaler Frauentag. Ein Tag, den natürlich auch die Parteien in Hessen genutzt haben. Vor allem in der früheren DDR war dieser Tag ja ein ganz besonders feierlicher. Und deswegen überrascht es auch nicht, dass ausgerechnet die SED-Erben von der Linkspartei ganz besonders stramm standen. „Wir gratulieren allen Frauen und Mädchen zum Internationalen Frauentag“, verkündete Marjana Schott, „frauenpolitische Sprecherin“ (was sonst?) der Links-Fraktion, mit sozialistischem Duktus.

An diesem Tag, das gehört einfach dazu, musste Frau Schott natürlich auch daraufhin weisen, dass die holde Weiblichkeit im Schnitt 20 Prozent weniger verdient als die männlichen Kollegen. Und überhaupt, die hessische Landesregierung, habe ja sowieso völlig versagt in Sachen Gleichberechtigung.

Was man/frau in der Tat so behaupten könnte, wie die „frauenpolitische Sprecherin“ der SPD, Lisa Gnadl, mit Fakten zu belegen weiß. Nach ihren Zählungen sind „das CDU-geführte Innenministerium und das von den Grünen geführte Wirtschaftsministerium in der Führungsriege komplett frauenfreie Zonen“. Und von 56 Abteilungsleiterstellen in den Ministerien seien nur neun von Frauen besetzt.

Da wirkt es schon etwas seltsam, wenn CDU-Sozialminister Stefan Grüttner zum Weltfrauentag verkünden lässt, „die Frauenpolitik ist in Hessen fest verankert und wirkt über das Hessische Gleichberechtigungsgesetz im öffentlichen Dienst auf die Beseitigung bestehender Ungleichheiten“. Ah ja, ist eben nur nicht so ganz angekommen, da oben in den Ministerien. Aber, so Grüttner, noch in diesem Jahr wolle die Landesregierung ein neues Gleichberechtigungsgesetz im öffentlichen Dienst vorlegen.

Na, dann wird bestimmt alles gut. Wir gratulieren also allen Frauen und Mädchen zum Internationalen Frauentag – und zum neuen Gleichberechtigungsgesetz. Und natürlich zum Frauenquötchen, das der Bundestag – nein, wie passend! – zwei Tage vor dem Frauentag verabschiedet hat.

Die frauenpolitischen Sprachrohre der Regierungsfraktionen von CDU und Grünen, Claudia Ravensburg und Sigrid Erfurth, verbanden ihre Grußnoten mit handfesten Forderungen. Sie beklagten nämlich, dass ausgerechnet, ausgerechnet am Frauentag in Frankfurt ein sogenanntes „Aufreiß-Seminar“ stattfinden sollte. „Selbsternannte Anmachkünstler“ (Ravensburg), im englischen Sprachgebrauch Pick-up-Artists genannt, vermitteln in diesen Kursen, wie man(n) vermeintlich Frauen anmacht und abschleppt. Jetzt mal salopp zusammengefasst. Doch eigentlich sei dies eine „Anleitung zu sexualisierter Gewalt gegen Frauen“, argwöhnen Ravensburg und die Vorsitzende der Frauen Union Hessen, Petra Müller-Klepper: „Es werden nicht nur flotte Sprüche einstudiert, sondern die Teilnehmer ermutigt, Frauen zu demütigen, zu nötigen und durch Gewalt zum Sex zu zwingen“. „Menschenverachtend, frauenfeindlich und zynisch“, sagen die beiden CDU-Abgeordneten, „ekelhaft“ urteilt Grünen-Frau Erfurth.

Und wissen Sie was, liebe Leser? Da muss ich den Damen wohl recht geben – und das nicht nur, weil Weltfrauentag war. Aus einem verklemmten Deppen macht so ein Seminar keinen charmanten Verführer, sondern höchstens einen Triebtäter.

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 11. März 2015

 

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