Herbst is in the Air

Wir haben schon seit vier Wochen offiziell Herbst, was nun speziell am vergangenen Sonntag nicht unbedingt so zu erkennen war. Aber jetzt soll es ja jeden Tag kälter werden, sprich so richtig herbstlich. Da trifft es sich doch prima, dass Flughafenbetreiber Fraport am kommenden Sonntag zum „Airlebnis Herbstgenuss“ einlädt und eine „Reise der Sinne“ verspricht. Anderswohin als ins Reich der Sinne lässt sich wegen der Pilotenstreikes wohl ohnehin nicht reisen, zumindest nicht vom Flughafen aus.

Sehr sinnlich – im Sinne des Sprachgefühls – ist natürlich auch das Fantasiewort „Airlebnis“. Für die Nicht-Anglophonen: Eine Zusammensetzung von Airport (Flughafen) und Erlebnis . Konsequenterweise hätten die Werbetexter dann auch gleich noch vom „Hairbstgenuss“ fabulieren sollen. Wäre aber ’ne haarige Angelegenheit.

„Den Herbst hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen beim bunten Aktionsprogramm für die ganze Familie“, schreibt Fraport in seiner Einladung. Na, das dürfte nicht jedermanns Geschmack sein: Zu hören gibt es Fluglärm, zu riechen Kerosin und fühlen lässt sich, wie sich einem bei alledem die Nackenhaare sträuben.

Ganz der Jahreszeit entsprechend hatte auch das Umweltministerium zur „Großen Herbstputzwoche“ für ein „Sauberhaftes Hessen“ aufgerufen. Sauberhaft (!), noch so ein schönes Wortspiel. Sieben Tage lang hatte das Ministerium verschiedene Randgruppen zum Einsammeln von Müll verdonnert, Verzeihung, eingeladen: Bürger, Vereine, Naturschutzgruppen, Kinder, Firmenmitarbeiter . . .

So gab es vergangenen Mittwoch eigens einen „Sauberhaften Kindertag“, am Freitag einen „Sauberhaften Geschäftstag“. Mit „Greifzange und Abfallbeutel“ ausgerüstet schickten mehrere Unternehmen ihre Mitarbeiter in Wald und Flur, um gründlich aufzuräumen. Angeblich mit deren Wohlgefallen. „Seit jeher ist der Sauberhafte Geschäftstag bei hessischen Unternehmen und ihren Belegschaften gleichermaßen beliebt“, weiß Edgar Freund, Abteilungsleiter im Hessischen Umweltministerium, und damit wohl so etwas wie der oberste Saubermann dort.

Mit dabei waren auch Mitarbeiter der Fluglinie Condor. Das ist natürlich ganz praktisch, da können die Damen und Herren des selbsternannten Ferienfliegers mit ihren Greifzangen gleich mal nachschauen, ob möglicherweise auch von ihren Flugzeugen was abgefallen ist. Da lag ja so einiges im Frankfurter Stadtwald herum, was vom Himmel gefallen war und in den vergangenen Tagen gefunden wurde: von Korean Airlines und ersten Vermutungen zufolge auch von der Lufthansa. Übrigens beide Male nicht von Teilnehmern der Aktion Sauberhaftes Hessen entdeckt.

Aus dem Wiesbadener Umweltministerium kommt noch eine weitere schicke Einrichtung, nämlich das sogenannte Verbraucherfenster mit eigener Internetseite. Unter www.verbraucherfenster.hessen.de gibt es von Montag bis Freitag stets schlaue Tipps. Natürlich derzeit auch dem Herbst angepasst: „Von ,O‘ bis ,O‘ – jetzt Winterreifen aufziehen“, hieß es am Montag, heute lautet der Rat „Saisonal und regional: Trauben – süß und gesundheitsfördernd“. Und wen es schließlich im Herbst zum Überwintern in wärmere Gefilde zieht, dem sei das gestrige Thema „Als Rentner ins Ausland – nur ein Wunschtraum oder realisierbar?“ empfohlen.

Warum nur muss ich dabei jetzt an Volker Bouffier denken? Vielleicht weil der 62 Jahre alte Ministerpräsident am 12. November nach Madrid fliegt? Wer weiß. Aber lange bleibt er nicht in der Sonne Spaniens. Am nächsten Tag geht es nordwärts nach Paris, noch einen Tag später landet er schon wieder in Deutschland. Auf dem herbstlichen Frankfurter Airport.

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