Erdogan im Klassenraum

Also diese Meldung hat mich dieser Tage doch wirklich erschrocken gemacht: „Präsident Erdogan sitzt in unseren Klassenzimmern“, meldet der Deutsche Beamtenbund Hessen (dbb). Der Erdogan? Den wähnte ich eigentlich in seiner Türkei hinreichend damit beschäftigt, den Großteil seiner Staatsbediensteten ins Gefängnis zu werfen und der Teilnahme am Putschversuch zu verdächtigen. Wie hat dieser Präsident Erdogan Zeit, in hessischen Klassenzimmern zu sitzen?

Aber Erdogan selbst hat der dbb-Landesvorsitzende Heini Schmitt wohl doch nicht in den hiesigen Klassenräumen erblickt. Vielmehr sorgt ihn, dass „der herkunftssprachliche Unterricht an hessischen Schulen durch Konsulatslehrkräfte durchgeführt wird“. Fast 60 türkische Lehrkräfte seien hier im muttersprachlichen Unterricht tätig, und die, so warnt Schmitt, unterstünden als Beschäftigte des Konsulats der türkischen Regierung. Also Präsident Erdogan.

Eine Kontrolle der Lehrkräfte durch die Schulaufsicht finde de facto nicht statt, meint Hessens Chef-Beamter: „Somit kann eigentlich niemand genau wissen, was da im Unterricht vermittelt wird.“ Oha, da bildet also Präsident Erdogan möglicherweise kleine Erdogans aus?

Gut, dass die FDP-Abgeordnete Nicola Beer dies mal mit einer Kleinen Anfrage im Landtag gründlich für den Chinesisch-Unterricht hierzulande abgeklopft hat! Diese Chinesen sind ja auch nicht ohne, wie wir seit der Aufklärung durch den famosen EU-Kommissar Günther Oettinger wissen: „Schlitzohren und Schlitzaugen“ mit schwarzer Schuhcreme im Haar.

Das wäre ja nicht auszudenken, wenn die dortige Kommunistische Partei ebenfalls diese „Konsulatslehrkräfte“ an Hessens Schulen unterbringen würde, und anschließend wieder eigentlich keiner so genau weiß, „was da im Unterricht vermittelt wird“. Im schlimmsten Fall würden nämlich Hessens Kinder zu Kommunisten erzogen! Die Linkspartei fände dies sicher prima, aber das lassen wir jetzt mal außen vor.

Kultusminister Alexander Lorz weiß jedoch zu beruhigen: „Das Kultusministerium steht nicht mit der chinesischen Botschaft beziehungsweise dem Generalkonsulat zur Gewinnung von geeigneten Lehrkräften in Verhandlungen“, schreibt Lorz in seiner Antwort an Beer. Das beruhigt jetzt natürlich ungemein.

Gestern hat der Kultusminister übrigens Besuch vom Nikolaus bekommen – war ja schließlich 6. Dezember. Allerdings nicht von dem mit der Geschenketradition, sondern von dem anderen Gewerkschafter, der die Lehrer hinter sich versammelt: Jochen Nagel von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der mit roter Mütze aber ohne weißen Bart dem Minister vorwarf, er verhalte sich gegenüber Hessens Lehrer „wie man es von Knecht Ruprecht gewohnt ist“: Nur ein Prozent Gehaltsplus, und die versprochene Arbeitszeitverkürzung um zwei Stunden komme auch nicht. Also überbrachten Nagel und seine Gewerkschaftswichtel Säcke mit Tausenden Protestschreiben und der Forderung nach „angemessener Bezahlung“. Und sie hinterließen eine fürchterliche Drohung: „Wir kommen wieder!“

Wissen Sie, was Sultan Erdogan und Sankt Nikolaus gemeinsam haben? Knechte, die das Prügeln übernehmen.

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 7. Dezember 2016

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: