Oh, Tannenbaum!

Na, ist Ihnen schon weihnachtlich zumute? Ist ja nicht so, dass die Landespolitik sich nicht auch mit diesem Thema beschäftigt. Im Landtag zu Wiesbaden steht bereits seit Montag vergangener Woche ein Weihnachtsbaum. Gespendet vom Hessischen Waldbesitzerverband. Aus „nachhaltiger und naturnaher Waldwirtschaft“, wie uns die Landtagsverwaltung ausdrücklich mitteilt. Das war das Bäumchen des Vorjahres, so glaube ich, auch schon, aber jetzt – mit den Grünen in der Regierung – ist das natürlich umso wichtiger. Eine fünf Meter hohe Nordmanntanne steht nun also in der Eingangshalle des Plenargebäudes. Dies sei der Vollständigkeit halber dazugesagt.→ weiterlesen

Vier Burgen, drei Bordelle

Um Hessen ist es wirklich schlimm bestellt. Jetzt wollen schon ganze Kommunen abhauen. Neckarsteinach, im alleräußersten Süden des Landes, will komplett „rübermachen“ nach Baden-Württemberg. So ne Art Republikflucht.

3800 Einwohner würde Hessen damit verlieren, vier Burgen und drei Bordelle. Das allgemein gebräuchliche Synonym für Neckarsteinach lautet aber die „Vierburgenstadt“ und nicht „Drei-Puff-Stadt“.→ weiterlesen

Die Bembel-Retter

Wenn man jahrelang in der Hessen-Redaktion arbeitet, glaubt man ja wirklich irgendwann, Rhein und Main seien die wichtigsten Flüsse der Welt. Da tut es ganz gut, mal den Horizont zu erweitern. Also war ich am Nil. Nur zur Kenntnis, falls Sie mich vorige Woche an dieser Stelle vermisst haben sollten.

Und was soll ich sagen, ist schon alles irgendwie – na ja, anders und größer. Der Nil ist fast vier Mal so lang wie Rhein und Main zusammen. Zieht man mit dem Ausflugsboot auf dem Rhein entlang, gleitet man an Burgen und Weinbergen vorbei. Am Nil sind es Sandberge und Palmen, Palmen und Sandberge, Sandberge und Palmen. Was das Biebricher Schloss am hiesigen Ufer ist, ist dort der Tempel von Kom Ombo. Dort liegen mumifizierte Krokodile, im Schlosspark fliegen quicklebendige Papageien.→ weiterlesen

Der betroffene Herr Irmer

Er ist sehr betroffen, der Herr Irmer. Und zwar über „die Diskussionen um meine Äußerungen im Zusammenhang mit dem Thema Homosexualität“, wie der CDU-Rechtsaußen am Montag verlautbaren ließ.

Erinnern Sie sich? Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte er vor zwei Wochen zur Forderung des Grünen-Vorsitzenden Kai Klose, Homosexualität im Schulunterricht mehr zu thematisieren: „Homosexualität ist nicht normal. Wäre sie es, hätte der Herrgott das mit der Fortpflanzung anders geregelt.“ SPD, FDP und Linke im Landtag hatten sich dann zum wiederholten Male heftig über Irmer empört, der sich damit zum wiederholten Male abfällig über Homosexuelle geäußert hatte.→ weiterlesen

Herbst is in the Air

Wir haben schon seit vier Wochen offiziell Herbst, was nun speziell am vergangenen Sonntag nicht unbedingt so zu erkennen war. Aber jetzt soll es ja jeden Tag kälter werden, sprich so richtig herbstlich. Da trifft es sich doch prima, dass Flughafenbetreiber Fraport am kommenden Sonntag zum „Airlebnis Herbstgenuss“ einlädt und eine „Reise der Sinne“ verspricht. Anderswohin als ins Reich der Sinne lässt sich wegen der Pilotenstreikes wohl ohnehin nicht reisen, zumindest nicht vom Flughafen aus.

Sehr sinnlich – im Sinne des Sprachgefühls – ist natürlich auch das Fantasiewort „Airlebnis“. Für die Nicht-Anglophonen: Eine Zusammensetzung von Airport (Flughafen) und Erlebnis . Konsequenterweise hätten die Werbetexter dann auch gleich noch vom „Hairbstgenuss“ fabulieren sollen. Wäre aber ’ne haarige Angelegenheit.→ weiterlesen

Im Schmerz geboren

Haben Sie den Tatort des Hessischen Rundfunks am Sonntagabend gesehen? Großartig! Haben Sie auch das aufgeregte Gebrabbel in Sachen Eigenlob auf allen HR-Hörfunkwellen den ganzen Montag über gehört? Nervig! Was sagen die Berufs- und Hobbyschwätzer auf Facebook, Twitter etc.? Und was sagt der Literaturwissenschaftler, den der HR extra zum Sehen und Bewerten seiner Produktion angeheuert hat? Gähn!

Was aber nichts daran ändert, dass „Im Schmerz geboren“ mit Kommissar Felix Murot schlicht genial war. Allein die Szene, wie der großartig gespielte Bösewicht auf dem Hof von „Bosco’s Garage“ aus dem Taxi steigt und unfassbar cool allein vor seinem Widersacher und dessen Haufen vierschrötiger Verbrechertypen steht – und dieses Licht dazu! Wie schafft man es bloß, das biedere Wiesbaden in ein solches Licht zu tauchen, das einen sofort in finstere Wüstenkäffer versetzt, wie sie sonst die Kultregisseure Robert Rodriguez oder David Lynch in „Wild at Heart“ in der Hitze des amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiets entstehen lassen?→ weiterlesen

Wirtschaftsführer

Gestern Abend wollten sie sich mal ordentlich duellieren, die Fraktionschefs von SPD und FDP, Thorsten Schäfer-Gümbel und Florian Rentsch. Jetzt nicht so richtig mit Kugel, Faust oder Säbel, sondern mit Worten. Sind eben Politiker, die beiden Duellanten beziehungsweise Debattanten. Dazu hatten sie zu einer Podiumsdiskussion mit dem reißerischen, an Boxkämpfe angelehnten Titel „FDP vs. SPD“ eingeladen, Untertitel „Wer hat die besseren Wirtschaftskonzepte?“.→ weiterlesen

Hessenland, Männerland

Sie war tatsächlich da. Die Kanzlerin, in einer Groß-Gerauer Schule. Das Wort von Angela Merkel gilt. Erstaunlicherweise versprach sie den Besuch in einer Wahlsendung vor der Bundestagswahl – und mit Versprechen vor der Wahl ist es hinterher ja immer so eine Sache.

Und sie kommt bald schon wieder. Die Kanzlerin, nach Hessen. Am 28. November wird Angela Merkel die Wilhelm-Leuschner-Medaille im Kurhaus zu Wiesbaden verliehen. Zugeteilt von Volker Bouffiers Gnaden, denn „über die Verleihung der Leuschner-Medaille entscheidet der Hessische Ministerpräsident kraft Amtes“, belehrt uns die Staatskanzlei.→ weiterlesen

Die Achse Kassel–Kreta

Na, das ist doch mal eine wirklich verblüffende Meldung des Flughafens Kassel-Calden: „Im Oktober keine verfügbaren Plätze mehr.“ Es geht da jetzt nicht um die Besuchertribüne, sondern tatsächlich um Sitze in Flugzeugen! „Flüge nach Kreta bereits ausgebucht“, jubelt die Flughafen GmbH und verweist darauf, dass das dortige Heraklion „ein sehr gefragtes Reiseziel“ sei.

Da reibt sich der geneigte und auch der wegen 270 vergeigter Steuermillionen eventuell ungeneigte Leser verwundert die Augen. Es starten von der nordhessischen Piste tatsächlich Linienflüge – und dann auch noch ausgebuchte? Toll, der Regionalflughafen also doch keine letzte Ruhestätte für Landesgelder? Und das, nachdem wir doch im ersten Halbjahr 2014 null Linienflüge von Calden aus verzeichnen konnten . . .→ weiterlesen

Tierschutz-Politik

Das mutet auf den ersten Blick ja kurios an: „Das Kabinett ebnet den Weg für mehr Tierschutz bei Katzen“, meldet Umweltministerin Priska Hinz. Dabei steckt nichts anderes dahinter, als dass künftig freilaufende Katzen kastriert werden müssen, sofern die Kommune dies beschließt. Ob sich dies der entmannte Kater wirklich unter Tierschutz vorstellt?→ weiterlesen