Erinnern Sie sich noch? Verjüngungskur und Generationswechsel lauteten vor zwei Wochen die Schlagzeilen, als die FDP zwei Alt- gegen zwei Jungminister tauschte. Die wahren Verjüngungsjünger, so haben wir jetzt gelernt, sind aber gar nicht die Liberalen, sondern die Grünen.
Denn bei denen ist jetzt Monne Lentz neue Landtagsabgeordnete. Ob der Vorname eine Kurzform von Monika oder ein Künstlername ist, gilt es noch herauszufinden, die üblichen Nachschlagewerke à la Vornamen für Mädchen kennen ihn zumindest nicht. Monne Lentz auf jeden Fall ist 24 Jahre alt, wie uns die Grünen mitteilen und löst damit Daniel Mack (25 Jahre alt) als jüngsten Landtagsabgeordneten ab, der wiederum gerade erst Angela Dorn (29 Jahre alt) als jüngste Parlamentarierin abgelöst hat, ebenfalls allesamt Grüne.
Beim Besuch des Landtags wird es nun wahrlich nicht leichter, zu erkennen, ob man gerade einem Abgeordneten begegnet ist oder einem Teilnehmer eines der vielen Schülerplanspiele, die dort stattfinden. So beispielsweise vorige Woche. „Der Kinder-Landtag“ lautet der Name der Veranstaltung bei der Schüler einer vierten Grundschulklasse in die Rolle der Abgeordneten schlüpfen, wie uns die Einladung wissen lässt.
Verstehen Sie jetzt, was ich meine? Da ist die Verwechslungsgefahr doch enorm. Gut, Viertklässler und Vierundzwanzigjährige lassen sich wohl noch unterscheiden. Aber was, wenn Schüler einer Abiturklasse im Landtag planspielen?
Monne Lentz auf jeden Fall, kann sofort zeigen, was sie kann. Denn die junge Dame ist, so schreiben uns die Grünen, „als Friedensfachkraft in gewaltfreier Kommunikation und Konfliktberatung ausgebildet“. Einen Moment des ehrfürchtigen Innehaltens – ja, auch wir hätten etwas Anständiges lernen können …
Diese Expertise passt auf alle Fälle gut in das Landesparlament, in dem viele Abgeordneten peinlicherweise auch noch stolz darauf sind, dass es als das härteste Deutschlands gilt.
Erster Einsatz bei der FDP. Deren künftiger Fraktionsvorsitzender Wolfgang Greilich – nicht mit einem Schüler zu verwechseln, weil 58 Jahre alt – beklagt nämlich ritualisiertes FDP-Bashing. Schüler und Jungabgeordnete verstehen diesen Ausdruck natürlich, für alle anderen: Englisch für heftiges Draufschlagen sowohl mit Worten wie auch mit Schlägen oder beidem. Im Falle der FDP gottlob nur mit Worten. Also, Einsatz für die Friedensfachkraft!
Kommando zurück, gerade sehen wir, dass Greilich das FDP-Bashing ja ausgerechnet den Grünen anlastet! Jaja, besonders die Lümmel von der ersten Bank der Ökopartei dreschen dabei auf die Liberalen ein. So verlangt Fraktionsoberschüler Tarek Al-Wazir gerade eine Distanzierung des Landtags vom Politikstil des FDP-Chefs Jörg-Uwe Hahn, der im Habitus eines römischen Kaisers seinen Daumen über einzelne Kabinettsmitglieder senkte und sich mit spätrömischer Dekadenz selbst schon mal zum Spitzenkandidaten seiner Partei ausgerufen hat.
Und Al-Wazirs Banknachbar Mathias Wagner giftet, die FDP habe jedes Maß, jede Scham und jeden Anstand bei der Besetzung von Spitzenpositionen in der Landesregierung verloren.
Liebe Monne Lentz, willkommen im Kinder-Landtag und viel Erfolg als Friedensfachkraft!
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 9. Mai 2012