Kicker, Künstler, Kruger

Also an mangelnder „medialer Begleitung“ hat es definitiv nicht gelegen: Alle Zeitungen, die mit der schönen Ortsmarke „Frankfurter…“ beginnen, haben gefühlte 500 Sonderseiten, 2000 Artikel und 500.000 Zeilen zum Endspiel im DFB-Pokal der Frankfurter Eintracht produziert und dann das: die „Adler“ verlieren gegen Borussia Dortmund. War ja trotzdem toll, heißt es nun allenthalben tröstend. Aber auch die Reaktion von Ministerpräsident Volker Bouffier klingt irgendwie müde: „Die Mannschaft hat vollen Einsatz gezeigt.“ Vollen Einsatz gezeigt – das hört sich an wie „sie hat sich stets bemüht“, der Killersatz in jedem Arbeitszeugnis.

Sportminister Peter Beuth blickt da lieber weiter zurück: „Eintracht Frankfurt hat es in dieser Spielzeit geschafft, eine bemerkenswerte Entwicklung vom Beinahe-Absteiger in der vergangenen Saison hin zu einem Team, das in der Bundesliga jeden schlagen kann, zu vollziehen.“ So kann man es auch sehen.

Vielleicht steht ein solch wundersamer Aufstieg ja auch dem VfR Wiesbaden bevor. Denn die dortigen Kicker bekommen einen neuen Kunstrasenplatz. Eine „zeitgemäße und attraktive Spielstätte“, wie es Wissenschaftsstaatssekretär Ingmar Jung ausdrückt, der am Sonntag im Namen der Landesregierung einen Zuwendungsbescheid (ah, welch schöner Ausdruck, da hört man förmlich die Kohle klimpern) über 135 000 Euro überreicht hat. Der neue Platz solle dem Verein für Rasenspiele „sportlich auf die Sprünge helfen“.

Vorgemacht hat es ja der sogenannte SV Wehen Wiesbaden, der in der Landeshauptstadt nicht nur einen Kunstrasenplatz, sondern gleich eine Stahlrohrtribünen-„Arena“ (mit Naturrasen!) bekommen hat. Das Ergebnis: Der SVWW hat am Donnerstag den „Hessen-Pokal“ gewonnen. Also, lieber VfR Wiesbaden, so muss es laufen!

Dieser Sieg berechtigt den SVWW übrigens in der kommenden Saison zur Teilnahme am DFB-Pokal. Womit wir wieder bei der Eintracht wären, aber lassen wir dieses Thema jetzt lieber…

Aus hiesiger Sicht gibt es aber doch auch Großartiges aus der Welt des Fußballs zu berichten. Der gebürtige Frankfurter David Wagner, früher Spieler bei Mainz 05 und Darmstadt 98, hat als Trainer den englischen Zweitligisten Huddersfield Town nach 45 Jahren Abstinenz zurück in die Premier League geführt. Hervorragend! Hurra! Huddersfield Town! Hätte ich auch nicht gedacht, dass dieser mir bis dato völlig unbekannte Club mal Eingang in meine Hessen-Kolumne finden würde. Naja, fängt immerhin auch mit „H“ an.

Bin ich Ihnen, liebe Leser, heute möglicherweise zu Fußball-lastig? Dann schwenke ich nochmal um zum Thema Kunst. Wie dem VfR Wiesbaden sportlich, will die Landesregierung auch dem heimischen Schauspielnachwuchs künstlerisch auf die Sprünge helfen. Deshalb soll im Oktober erstmals der „Hessische Newcomerpreis“ verliehen werden, wie uns Kunstminister Boris Rhein mitteilt. „Ein weiterer Mosaikstein, der dazu beiträgt, das Filmland Hessen für junge Talente attraktiv zu gestalten“, hofft der Minister.

Vielleicht der Kick für eine Karriere wie die der Diane Heidkrüger aus der niedersächsischen Provinz, die am Sonntag als Diane Kruger den Darstellerpreis beim Filmfestival in Cannes gewonnen hat?
Rhein fände das sicher fein – denn: „Mir liegt der Filmnachwuchs besonders am Herzen.“

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 31. Mai 2017

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