Nach der Rückkehr aus dem Osterurlaub finde ich eine Postkarte auf dem Schreibtisch vor. Was ist wohl darauf zu sehen? Schnee. Ausgerechnet Schnee. Ist aber bei der Herkunft des Grußes nur logisch: Sankt Petersburg. Aufmerksame Leser dieser Kolumne werden sich erinnern, Wirtschaftsminister Florian Rentsch war Mitte März in die russische Ostseemetropole geflogen. Erfolgreiche Reise sei es gewesen , schreibt der Minister dankenswerterweise, viel erreicht für Hessens Unternehmen im Speziellen und Hessens Wirtschaft im Allgemeinen. Ja, und natürlich der viele Schnee in Sankt Petersburg und Moskau. . .
Und noch etwas hat der Wirtschaftsminister mitgebracht einen weiteren Beauftragten. In diesem Fall einen Beauftragten für die Finanzplatzkooperation FrankfurtMoskau. Heinrich Steinhauer heißt der Mann, arbeitet hauptberuflich für die Helaba in Moskau und hat seinen Nebenjob offenbar als eine Art Erbhof sicher. Auch Rentschs Vorgänger Dieter Posch und Alois Rhiel hat er schon beraten in Sachen Russland und Finanzen. Mein dringender Rat: Keine Rubel mehr nach Zypern!
Mit Beauftragten hat es Rentsch im Moment. Ebenfalls im März ernannte er mit dem Frankfurter Computerspiel-Unternehmer Florian Stadlbauer einen Beauftragten für Serious Games. Serious Games? Da muss ich passen. Aufklärung leistet zum Glück die Technische Universität Darmstadt, die vor zwei Wochen sogar eine Serious-Games-Rallye ausgerichtet hat: Serious Games sind digitale Spiele für Computer, Smartphone, Tablet oder Konsole, die in einem ernsthaften Kontext eingesetzt werden, beispielsweise beim Lernen in der Aus-, Weiter- und Fortbildung, aber auch in der Altenpflege oder bei der Therapie von stark übergewichtigen Kindern. Nix für ungut, Ihr vielen Beauftragten und Experten, aber um übergewichtige Kinder zu therapieren ist doch wohl echter, schweißtreibender Sport noch immer besser als selbst das seriöseste Computerspiel.
Im Februar schon stellte Rentsch einen Beauftragten für Informations- und Kommunikationstechnologie vor. Einen Professor Ralf Steinmetz von der TU Darmstadt, ein großartiger Impulsgeber und Botschafter des IKT-Standortes Hessen. Das ist jetzt erfreulicherweise mal ein zumindest weitgehend deutscher Titel. Es geht nämlich auch anders. In der Landesregierung sitzt im Range eines Staatssekretärs auch so ein EDV-Beauftragter namens Horst Westerfeld aber mit wichtigtuerischem englischen Titel. Wofür leistet sich Hessen eigentlich einen ,Chief Information Officer?, fragten prompt die Grünen angesichts der Bestellung des neuen IKT-Beauftragten.
Ach, immer diese Querulanten. Nur nicht irre machen lassen, der Chefinformationsoffizier wird sicherlich irgendwas Sinnvolles tun über den lieben langen Tag.
Nach der tollen Reise gab es bald nach seiner Rückkehr noch eine schöne Nachricht für den Wirtschaftsminister Rentsch: Wieder ist ein Teilstück der Autobahn 44 von Kassel nach Herleshausen erfolgreich durchgeklagt. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz ist mit seiner Klage wegen zu schützender Amphibien vor dem Bundesverwaltungsgericht gescheitert. Weitere sieben von seit Jahrzehnten geplanten 70 Kilometern dürfen also gebaut werden. Die Frage, was schützenswerter ist, Kammmolche und Gelbbauchunken oder Nordhessen (und Nordhessinnen) ist mal wieder zugunsten der Letztgenannten geklärt. Obwohl manch Südhesse vielleicht anders. . . , aber lassen wir das jetzt lieber.
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 03. April 2013