Am Sonntag war mal wieder einer dieser Tage, an denen der Arbeitnehmer grollt. Denn der Tag der Arbeit, traditionell am 1. Mai gefeiert und entgegen dem Wortsinne arbeitsfrei, fiel auf einen Sonntag. Arbeitgeberfreundlich, pflegt der Arbeitnehmer dann zu fluchen. Oder manch einer fordert gar, der Tag müsse am folgenden Werktag nachgeholt werden. Darüber kann sich nun wiederum ein Herr namens Frank Hartmann trefflich aufregen. Der Mann ist Landesvorsitzender der „MIT“, der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Hessen.
„Die meisten, die diesen Vorschlag machen, könnten den Sinn der Feiertage wahrscheinlich gar nicht erklären“, argwöhnt Hartmann. Hm, da könnte er vielleicht sogar recht haben. Wer einen Feiertag im eigentlichen Sinn begehen wolle, dem könne es egal sein, ob sich dieser Tag an einem Wochenende befinde oder nicht, meint Hartmann und folgert: „Wer vorschlägt, Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, am nächsten Werktag nachzuholen, wird auch fordern, man müsse montags krank feiern dürfen, wenn man lediglich am Wochenende krank war.“
Nun, wenn ich darüber so nachdenke…
Aber lassen wir solche Gedankenspiele, Hartmann hat die wahren Absichten glasklar analysiert. Der eigentliche Hintergrund des Vorschlags sei doch der Wunsch nach noch mehr vom Arbeitgeber bezahlten freien Tagen.
Ha, da hat er sie aber entlarvt, all diese Genossen, Gewerkschafter und sonstigen Nicht-Mittelständler! Wie zum Beispiel die DGB-Vorsitzende von Hessen-Thüringen, Gabriele Kailing, die sich über 32 000 Menschen freute, die am Sonntag in ihrem Bezirk für das Motto „Viel erreicht und noch viel vor – Zeit für mehr Solidarität“ auf die Straße gegangen sind.
Jaja, am Sonntag grölen und dann am Montag krank feiern, was? Hartmann, hilf! Morgen ist übrigens schon wieder Feiertag. Christi Himmelfahrt – zum Glück immer donnerstags und braucht damit nie nachgeholt zu werden.
Der Tag der Arbeit hat auch Volker Fasbender beschäftigt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, kurz VhU. Er will den Tag gar nicht mehr so genannt wissen. Die Gewerkschaften machten doch den 1. Mai gerne zum „Tag der Umverteilungsgerechtigkeit“, behauptet Faßbender und fragt, ob der Feiertag so überhaupt eine Zukunft habe. Er schlägt stattdessen eine fulminante Umbenennung vor: „Machen wir den 1. Mai doch zum Tag der Standortbewahrung.“ Weil die Kosten hier ja so hoch sind…
Jetzt stelle man sich mal vor, wie dann künftig am 1. Mai 32 000 DGB-Mitglieder schmettern: ,,Auf geht’s Kameraden, zum Tag der Standortbewahrung!“ So laut können die gar nicht rufen, um dieser drögen Parole Pfiff zu geben.
Wie schön hatte es da doch Umweltministerin Priska Hinz von den Grünen, die am Samstag in ihrer Heimatstadt Herborn mit dem dortigen Hessentagspaar die Beet- und Balkonpflanze des Jahres vorstellte. Es handelt sich um, Tusch, „Vroni Marathoni“, eine „Kreuzung aus einer hängenden und einer stehenden Pelargonie“.
Äh, ja, und die hüpft dann wohl in die (Blumen-)Kiste mit Bruno Banani, was? Hinz mag Geranie Vroni, weil sie „mit den leuchtend roten Blüten einen schönen Kontrast zum dunkelgrünen Laub bildet“. Blumiger kann man die Entfremdung von Rot-Grün im Land nicht zum Ausdruck bringen!
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 4. Mai 2016