Fürbitte für die Eintracht

Also mit dem Fliegen klappt es ja im Moment nicht so recht, sobald Hessens Kicker und Politiker im Flugzeug sitzen. In Berlin kamen bekanntlich die Darmstädter Lilien nicht weg, in Chicago hing Ministerpräsident Bouffier fest. Am Freitagnachmittag erwischte es auch die Mannschaft von Eintracht Frankfurt. Es waren aber nicht überlauter Gesang wie im Fall der Lilien oder technische Pannen am Flugzeug wie bei Bouffiers USA-Reise, was die hochfliegenden Pläne stoppte, sondern Regen. Viel Regen. Sehr viel Regen sogar. Der Flug nach Frankfurt musste gestrichen werden. Fiel ins Wasser – haha, kleiner Kalauer. Oder der Himmel in Frankfurt weinte Tränen, weil er das Ergebnis schon wusste, so was soll’s ja bei denen da oben geben. 0:1 in der Nachspielzeit, die bereits sicher geglaubte Rettung auf Platz 15 futsch, jetzt also doch in die Relegation.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Marcus Bocklet hat dafür eine ganz raffinierte Erklärung: „Das war geplant, wir wollen Relegation wegen Einnahmen für Neuverpflichtungen“, klärte er auf. Klar, zwei zusätzliche Spiele, zwei Mal zusätzlich Kohle. Und der Ibrahimovic kommt ja auf den Markt!

Müsste die SGE dann nur gewinnen, diese Relegationsspiele gegen Nürnberg. Dafür hält Bocklet seinen 3:0-Tipp aufrecht, den er vergangene Woche hier für das Bremen-Spiel abgegeben hat. Wie sich das für einen Grünen gehört, ist Bocklet übrigens mit dem Zug gefahren, klappte besser als fliegen.

Womit wir wieder beim Unwetter wären, das nicht nur den Flugplan bei Fraport durcheinandergewirbelt hat, sondern auch den Parcours des Wiesbadener Reitturniers im Schlosspark Biebrich unter Wasser gesetzt hat. Wettbewerbsunterbrechungen und -verschiebungen waren die Folge, aber am Sonntag stand dann doch der Sieger fest. Wissen Sie, wie der erste Platz dort offiziell gewürdigt wird? Mit dem „Preis des hessischen Ministerpräsidenten“.

Toll, was? Kommt protokollarisch sicher gleich nach dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband . . .

Der namensgebende Ministerpräsident hat den Preis am Sonntag aber gar nicht überreicht, sondern sein Sportminister Peter Beuth, der ganz überwältigt von einer der „eindrucksvollsten Freiluftsportveranstaltungen Hessens“ sprach.

Ministerpräsident Bouffier fiebert momentan wohl doch eher mit den Eintracht-Kickern als mit den Reitern. Zumindest einen Punkt habe er sich schon gegen Werder Bremen gewünscht, meinte er am Samstag nach dem Spiel, jetzt drücke er beide Daumen für einen fulminanten Endspurt.

Ganz so fest ist sein Glauben an seine Daumen aber wohl doch nicht, denn Bouffier hat sich lieber zusätzlich noch einen Glaubensmann geschnappt. Bei der Verabschiedungs- und Geburtstagsfeier des Mainzer Bischofs Lehmann merkte er an, dass er sich nun auch kirchlichen Beistand erbitte, damit Eintracht Frankfurt weiter in der ersten Bundesliga spielen könne.

Hm, Karl Kardinal Lehmann ist bekennender Fan von Mainz 05 . . .

Immerhin, Darmstadt 98 bleibt in Liga 1, was Bouffier ausdrücklich freut, der „Underdog“ mit großem Kampfgeist habe eine großartige Saison gespielt. Auch an die Eintracht glaube er ganz fest, „beide hessischen Clubs gehören in die erste Liga“.

Dann aber hoffentlich mit friedlicheren Derbys.

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 18. Mai 2016

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