Geht da nun was, oder doch eher nicht? Mit den Schwarzen und den Grünen? „Ich kann mir Schwarz-Grün prinzipiell schon seit langem vorstellen“, flötete Bundesfamilienministerin Kristina Schröder am Wochenende im HR-Radio. Es komme sehr auf die handelnden Personen an, sprach die CDU-Bundestagsabgeordnete aus Wiesbaden gewissermaßen eine Binsenweisheit aus. Die künftig an bedeutsamer Stelle handelnde Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt beispielsweise hält sie für eine kluge Frau. Göring-Eckardt stehe durchaus für bürgerliche Werte, bescheinigte die Schwarzen-Politikerin der Grünen-Politikerin. Oha, das ist natürlich starker Tobak für Hessens Christdemokraten
Diese Göring-Eckardt, die CDU-Fraktionschef Christean Wagner nach ihrer Wahl zur Grünen-Spitzenkandidatin für den Bundestag noch umgehend aufgefordert hatte, deshalb ihr Amt als Präses der Evangelischen Kirche Deutschlands niederzulegen – regelmäßige Leser seien an die vorletzte Kolumne erinnert.
Andererseits gilt es natürlich zu bedenken, dass Kristina Schröder im hiesigen Landesverband der Union keine Rolle spielt. Deshalb schauen wir lieber mal, was die Schwarzen und die Grünen hierzulande alles treiben. Blicken wir zunächst auf die Klamotten: Da hat Grünen-Chef Tarek Al-Wazir jüngst im taz-Interview zwar gelästert, bei der CDU liefen ja fast nur noch Jurastudenten in Burberry-Jacken herum. Das sollte aber das kleinste Problem sein, die heutigen Grünen tragen auch keine selbst gestrickten Wollpullis mehr. Sondern Anzüge, manche von ihnen sogar gut sitzende.
Achten wir doch lieber auf Worte und Taten in unserer kleinen Beziehungsanalyse. So haben die Grünen vergangene Woche im Landtag tatsächlich für das Schulgesetz der Regierungskoalition gestimmt! Weil sie den Umschwung von Schwarz-Gelb zur freien Wahl zwischen G-8- und G-9-Abitur gut fanden.
Beachtlich auch der CDU-Kommentar zu einem Uni-Papier der Grünen Anfang des Monats. „Wir freuen uns darüber, dass das heute vorgelegte Konzept der Grünen im Kern eine Bestätigung des hochschulpolitischen Kurses der Hessischen Landesregierung ist“, jubelte der Abgeordnete Rolf Müller. Die Grünen hätten den Weg politischer Vernunft beschritten und zeigten ansatzweise wohltuenden Realitätssinn.
Mannomann, so was hört man die Schwarzen selten über die Grünen sagen, für Unionsverhältnisse ein geradezu euphorisches Lob! Das musste dem aktuellen Koalitionspartner natürlich mächtig stinken. Prompt fluchte der FDP-Abgeordnete Matthias Büger, der grüne Uni-Entwurf wäre ein wesentlicher Rückschritt für die hessische Hochschullandschaft, das Konzept und die darin enthaltenen Versprechungen äußerst unglaubwürdig.
Unglaubwürdig? Das Konzept, das CDU-Müller eben noch als Bestätigung des hochschulpolitischen Kurses der Hessischen Landesregierung begrüßt hatte? Mit Logik ist das nicht zu erklären, eher mit Panik bei den Liberalen angesichts der Umfragewerte.
Doch noch gehen die Schwarzen den Blau-Gelben nicht fremd. Auftritt des Wahrers der konservativen Werte am Sonntag: Christean Wagner. „Die Union hat keinen Anlass für schwarz-grüne Gedankenspielchen“, wischte er eben jene Gedankenspielchen seiner Parteifreundin Schröder vom Tisch. Die Grünen seien eine ideologisch links aufgestellte Partei, von der Mitte unserer Gesellschaft meilenweit entfernt. Viele Parteifunktionäre der Grünen seien nichts anderes als rote Genossen im grünen Schafspelz. Damit sind sie natürlich entlarvt, diese Parteifunktionäre der Grünen.
(Vorläufiges) Ende der Liebelei.
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 28. November 2012