Falsche Drinks, faule Eier

„Yes“, „si ragazzi“ – der Jubel von Sebastian Vettel kannte keine Grenzen – vor allem sprachliche –, nachdem er am Sonntag nach langer, langer Durststrecke mal wieder ein Formel-1-Rennen gewonnen hatte. Obwohl er aus Gründen der Steuerersparnis schon seit Jahren in der Schweiz wohnt, wird er gemeinhin ja immer noch gern als der „Heppenheimer“ bezeichnet, und so brach auch seine alte Heimat bei ihm durch, nachdem er in Malaysia die Konkurrenz abgehängt hatte: „Mer habbe se fertisch gemacht“. Rischtisch so, hall druff mein Bub!

Was so ein Rennstall-Wechsel alles bewirken kann, in Vettels Fall von Red Bull zu Ferrari. Ein Jahr nur hinterhergefahren, jetzt wieder auf dem Siegerpodest. Von wegen Red Bull verleiht Flügel. Naja, anfänglich vielleicht, immerhin wurde er in der Karre des Brauseherstellers ja vier Mal Weltmeister. Aber irgendwann war die Wirkung offenbar verpufft. So ist das wohl generell mit der Aufputsch-Limonade: erst der Kick, dann der Fall.

Da dürfte sich Angelika Löber bestätigt fühlen, die SPD-Landtagsabgeordnete für die ganz wichtigen Dinge in ihrer Fraktion. Die setzt sich nämlich schon seit Wochen dafür ein, sogenannte Energy-Drinks mit vielfältigen Warnhinweisen zu versehen und den Verkauf an Kinder und Jugendliche gänzlich zu verbieten. Begründung: „Der Verzehr dieser Produkte kann zu gesundheitlichen Problemen wie Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufproblemen, Schädigungen des Herzmuskels, Nierenversagen, Krampfanfällen bis hin zum Kollaps führen.“

Oder beim Bekleben eines Formel-1-Boliden mit derlei Werbeaufklebern zum akuten Siegversagen.

„Leider wurde unsere gesundheitspolitische Position von beiden Regierungsfraktionen mit Spott und Hohn bedacht, eine Reaktion, die in keiner Weise gerechtfertigt ist“, beklagt Löber die Ablehnung der SPD-Initiative.

Hohn und Spott? Im hessischen Landtag? Das kann ich mir nun wirklich gar nicht vorstellen . . .

„Besonders verheerend“ sei die Werbung für Energy-Drinks in Verbindung mit Sport, weiß die sogenannte verbraucherpolitische Sprecherin Löber außerdem. Wie wahr, wie wahr, wie man ja gerade beim Vettel’schen Versagen in der vergangenen Rennsaison im Red-Bull-Dress gesehen hat.

Weniger übel beleumundet als der Energy-Drink ist ja das Ei. Es sei denn, es ist faul. Damit dies nicht passiert, vor allem jetzt nicht in der Osterzeit, in der der Eierverzehr traditionell ins Unermessliche steigt, hat das Hessische Landeslabor Ostereier untersucht. Und die frohe Botschaft lautet: „Kaum Beanstandungen, nur wenige Frischemängel.“ Allerdings, so ein Ei, das die Gießener Chemiker für faul befunden haben, will man nun wirklich nicht haben: „Bei den wenigen festgestellten und beanstandeten Frischemängeln handelte es sich um leichten bis deutlichen Altgeruch, verbunden mit hohen Keimzahlen“, doziert der Direktor des Hessischen Landeslabors, Prof. Dr. Hubertus Brunn. Uäh, dann vielleicht doch lieber so einen Energy-Drink?

Weniger für die Eier, sondern eher für die Hasen machen sich die Grünen so kurz vorm Osterfest stark. Deren Fraktionsvize Martina Feldmayer lädt heute Vormittag in der Wiesbadener Innenstadt zur Aktion „Mehr Schutz für die Osterhasen“ ein. „Damit Kinder das reale Vorbild des Osterhasen auch in Zukunft aus der Natur und nicht nur aus Bilderbüchern und der Schokoladenwerbung kennen, setzen wir Grüne uns dafür ein, dass der Feldhase in Hessen nur noch dann gejagt werden darf, wenn es genug der Tiere gibt“, so Feldmayer.

Aha. Seien Sie mal lieber vorsichtig, liebe Leser, wenn Sie da hin wollen: Heute ist der 1. April!

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 1. April 2015

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