Elefant müsste man sein

Für die Elefanten im Kronberger Opel-Zoo, da waren sich alle angereisten Honoratioren einig, war der vergangene Freitag ein schöner Tag. Der Grund: Die drei seit langem dort beheimateten Damen Zimba, Wankie und Aruba sowie der erst jüngst dazugestoßene Jungbulle Tamo haben eine schöne, neue, große Anlage bekommen. Und für den CDU-Ministerpräsidenten Volker Bouffier war dies auch ein schöner Tag. Schönes Wetter, viele Besucher und Berichterstatter – kurzum, ein schöner Termin im Wahlkampf. Immerhin die Schirmherrschaft für das Projekt hatte der Landesvater übernommen, obwohl keinerlei Landesmittel für die elf Millionen teure Neugestaltung des Areals geflossen sind. „Für die drei Damen und den jungen Herrn“ sei hier eine gewiss artgerechte Heimat geschaffen worden, meinte Bouffier.

Das geht aber nicht jedem Dickhäuter in Hessen so. Im Juni machte der Tod der Elefantendame Mädi Schlagzeilen, die auf obskure Art und Weise ihr Ende im fernen Estland fand. Das Tier ist offenbar in einem See in dem Baltenstaat ertrunken. Zuvor soll sie aber in der Wetterau gelebt haben, auf der „Alligator-Action-Farm“ von René Renz in Friedberg. Wegen ihres Alters und schlechten Gesundheitszustands hätte Mädi aber wohl gar nicht die strapaziöse Reise antreten dürfen.

Dem wollten mehrere Abgeordnete mit sogenannten Kleinen Anfragen im Landtag nachgehen. Zunächst fragte die Grünen-Parlamentarierin Ursula Hammann „betreffend Tod der Elefantenkuh Mädi und Konsequenzen für Tierhalter in Friedberg sowie für die Veterinärbehörde Wetteraukreis“ an. Es folgten die CDU-Abgeordneten Klaus Dietz und Hugo Klein „betreffend Tod eines Zirkus-Elefanten“. Hammann legte einige Tage später zusammen mit ihrer Kollegin Ellen Enslin nach und verlangte generell Aufklärung über die Haltungsbedingungen für Tiere auf der Renzschen Farm.

Die Antworten aus dem zuständigen Umweltministerium lassen Abgründe erahnen, sowohl was die Haltung des Elefanten angeht als auch über die Kontrollmaßnahmen und -möglichkeiten der örtlichen Behörden.

Trotz entsprechender Hinweise hätten Kontrolleure zunächst gar nicht feststellen können, dass sich überhaupt ein Elefant auf dem Gelände befinde, wer der zuständige Halter sei, lasse sich nicht eindeutig klären, schreibt Staatssekretär Mark Weinmeister. Der „mögliche Verantwortliche“ berufe sich auf sein Zeugnisverweigerungsrecht. Die Todesursache der Elefantenkuh sei von den estnischen Behörden nicht geklärt worden und eine Beurteilung des Vorfalls hinsichtlich des grundgesetzlich vorgeschriebenen Tierschutzes könne die Landesregierung nicht leisten, da „Estland außerhalb des Geltungsbereichs des Grundgesetzes liegt“. Immerhin: „Herr Alois (René) Renz hat vom Wetteraukreis keine §-11-Erlaubnis zum Zurschaustellen von Elefanten erhalten.“

Wohl dem Elefanten, der im Opel-Zoo untergebracht ist!

Die Abgeordneten Hammann, Enslin, Dietz und Klein bilden, dies nur zur Klarstellung, nicht die „Elefantenrunde“. Eine solche überträgt der Radiosender FFH am 17. September. Teilnehmer sind dabei die Dickhäuter der fünf im Landtag vertretenen Fraktionen: Volker Bouffier, SPD-Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel, FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn, Tarek Al-Wazir von den Grünen und die Linke Janine Wissler – bei letzterer ist noch nicht klar, ob der Artenschutz im Parlament Bestand haben wird.

Kennen Sie den Unterschied zwischen Elefanten und Politikern? Ein Elefant vergisst nie, ein Politiker sein Wahlversprechen schon bald nach dem Urnengang.

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 4. September 2013

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