Das muss besser werden!

Also, so geht das im neuen Jahr nicht weiter! Das muss einfach besser werden! Zum Beispiel diese Enthornung von Kälbern! Die hat bitteschön gefälligst schmerz- und stressfrei zu erfolgen! Und schwupps, das tut sie vom 1. Januar an auch: Hessens Landwirte sind im kommenden Jahr verpflichtet, Kälbern nicht nur Schmerz-, sondern zusätzlich auch Beruhigungsmittel zu verabreichen, wenn sie ihnen die Hörnchen absäbeln.

Das ist nämlich erlaubt, wenn die Tiere nicht älter als sechs Wochen alt sind. Seit Februar 2015 gilt diesbezüglich bereits eine freiwillige Vereinbarung in Hessen, wie Umweltstaatssekretärin Beatrix Tappeser mitteilt. Mit der Freiwilligkeit war es wohl aber nicht so weit her, darum nun der Erlass aus ihrem Ministerium.

Das finde ich gut. Wenn ich mein Kalbsschnitzel verspeise, schmeckt’s mir umso besser, wenn ich weiß, dass die Hörner schonend gekappt wurden. Und die zuvor dem Tier gespritzten Schmerzmittel und Sedativa tun mir ja als Zweitverwerter auch ganz gut…

Jetzt könnte natürlich jemand fragen, warum denn die Hörner überhaupt abgeschnitten werden? Solche Hörner gehören doch zur Kuh dazu, zum Stier allemal? „Natürlich wäre mir eine Abschaffung der Enthornung lieber“, sagt dazu Staatssekretärin Tappeser. Allerdings verstehe sie die Forderung der Landwirte „nach einem funktionierenden Arbeitsschutz“. Denn bei der derzeit gängigen Stallhaltung von Rindern könne es zu Verletzungen von Mensch und Tier durch Hornstöße kommen, berichtet Tappeser. Auf die Hörner genommen, sagt der Volksmund.

Zurück zu meinem Kalbsschnitzel. Also noch besser schmecken würde es mir ja, wenn ich wüsste, das Kalb wäre mit vollständigem Gehörn über die Wiese gesprungen…

Zunächst mal werde nun der Einsatz der schmerz- und stressverringernden Medikamente kontrolliert, verkündet Tappeser. Sonst ist was los: „Bei Verstößen kann es zu Kürzungen von EU-Agrarmitteln kommen.“ Na, da würden die Subventionsströme aber mächtig durcheinandergewirbelt.

Die ja in der Landwirtschaft erheblich und nur schwer durchschaubar sind! Beispielsweise haben Tappeser und ihre Chefin, Umweltministerin Priska Hinz, kurz vor den Feiertagen nochmal so richtig das Füllhorn – und zwar das unbeschnittene! – über Hessens Bauern ausgeschüttet. 20.500 landwirtschaftliche Betriebe hätten noch vor Weihnachten „Direktzahlungen“ von mehr als 210 Millionen Euro überwiesen bekommen, freute sich Hinz vergangene Woche. Und Tappeser gab wenige Tage später noch einmal 20,5 Millionen Euro „Ausgleichszahlungen“ an 9500 Höfe dazu.

Bevor ich es vergesse: Noch etwas muss ganz, ganz dringend besser werden: Der Frauenanteil bei Orden, Auszeichnungen und Ehrungen ist laut SPD zu niedrig. Hören wir dazu die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl: „Dass in den letzten fünf Jahren nur elf Frauen den Hessischen Verdienstorden verliehen bekommen haben, ist ein Armutszeugnis für den Ministerpräsidenten und die gesamte hessische Landesregierung.“

Ganz recht, also her mit den Orden für Hessens Frauen! Sofern sich denn vor lauter Broschen, Kameen, Ketten, Colliers, Anhängern, Perlen und Diamanten noch ein Platz zum Anheften findet…

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 28. Dezember 2016

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