Vor kurzem ließ mich eine Mitarbeiterin der SPD-Landtagsfraktion als Reaktion auf eine meiner Kolumnen – in zugegebenermaßen sehr amüsanter Art und Weise – wissen, dass sie mich wohl für einen patriarchalischen Chauvi hält. Sie werden es ahnen, liebe Leserinnen und Leser, das hat mich nachhaltig erschüttert! Nichts liegt mir ferner!
Wie kann ich bloß diesem alternativfaktischen Eindruck entgegenwirken, liebe Frau K.? Nun, das Glück ist ja bekanntlich mit den Gegenderten, wie es neudeutsch heißt: Mich erreichte nämlich eine Einladung der SPD-Fraktion zu deren „Veranstaltung zum Internationalen Frauentag“.
Es war also sozusagen für mich Ehrensache und Versuch der Wiedergutmachung diese Veranstaltung am Montagabend in der Höhle der (hessischen) Löwin zu besuchen. Begrüßung durch die „frauenpolitische Sprecherin“ der Fraktion, Lisa Gnadl, und ein Vortrag von Manuela Schwesig, der sehr blonden Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, über „Gleiche Chancen – Gleiches Geld: Das verdient die Frau!“. Dem Quotenmann in der Rednerliste (ein Drittel wie stets umgekehrt gefordert!), Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel, blieb nur noch das Schlusswort.
Da stand ich nun. Ganz, ganz viele Genossinnen und ganz, ganz wenige Männer: Die Spitze der Landtagsfraktion mit Schäfer-Gümbel und seinem Parlamentarischen Geschäftsführer Günter Rudolph (huch, beides Männer?) zum Beispiel, oder die Abgeordneten Gerhard Merz, als „sozialpolitischer Sprecher“ quasi auch anwesenheitsverpflichtet und Tobias Eckert, der eine Frauengruppe aus seinem Wahlkreis Limburg-Weilburg begleiten durfte.
Moment mal, werden sicher schon längst vor allem die Männer denken, denn die kennen das Datum selbstverständlich ganz genau: Der Internationale Frauentag ist doch nicht im Februar! Sondern am, ja, wann war das noch mal . . . exakt, am 8. März!
Ach was soll’s, meinte die fröhliche Familienministerin, die erstmals den hessischen Landtag besuchte, „das genaue Datum ist doch gar nicht entscheidend, um an einem Tag deutlich zu machen, dass Frauen gleiche Rechte haben“. Und außerdem – ihre Tochter sei am 8. März geboren, da hätte sie am eigentlichen Gedenktag also ohnehin nicht nach Wiesbaden kommen können. Natürlich nicht, Frau Schwesig!
Zu lachen hatten wir wenigen Männer da nichts, das sage ich Ihnen! Trotz besserer Schulabschlüsse, trotz besserer Studienabschlüsse gebe es ein schlechteres Fortkommen und ein schlechteres Gehalt für Frauen als für Männer, schimpfte Schwesig und überhaupt: „Das ist halt so mit den Jungs, die sind manchmal schlechter in Mathe als Mädchen!“
Ob wir uns als Minderheit so diskriminieren lassen müssten, raunte mir SPD-Mann Merz zu. Nun, am Montagabend definitiv ja!
Sie sei mit dem politischen Auftrag unterwegs, Gleichberechtigung von Frauen durchzusetzen, so Schwesig – „gegen den Widerstand älterer konservativer Männer“. Dabei sei das doch auch ein Thema für Männer, die stark und selbstbewusst seien, deshalb „vielen Dank, lieber Thorsten“, für dessen entsprechendes Engagement.
Tja, vorbei die Zeit bei den Sozis, als deren Kanzler Gerhard Schröder noch über „Frauen und das ganze andere Gedöns“ lästerte!
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 22. Februar 2017