Weinbau und Weihnachtsbaum

Na, das geht ja gut los mit den Koalitionsverhandlungen. In den vergangenen Jahren wurde die Liste der Minister und Staatssekretäre nach jeder Wahl immer länger, und jetzt scheints schon wieder so zu sein. Weil nicht alle Parteien ausreichend mit Posten bedacht, nicht genügend Frauen oder nicht genügend Nordhessen gesetzt waren, wurden stets noch ein paar Stellen geschaffen, bis es für alle einen Sessel am Kabinettstisch gab.

Unsere aktuellen Verhandler wollen das Personaltableau ja erst ganz am Ende, also kurz vor Weihnachten, ausbaldowern, wie sie stets mit treuem Blick und fester Stimme betonen. Wers glaubt… Aber ganz offenbar haben wir schon eine neue Ministerin: „Hessens Weinbauministerin“ beim Erntedankfest im Kloster Eberbach, erreicht uns gleich mehrfach die ministerielle Mitteilung. Wer soll das denn sein? In Hessen gibts zwar Wein, manche sagen sogar guten, aber eigens eine Ministerin dafür?

Die Auflösung steht natürlich im Papier aus Wiesbaden: Lucia Puttrich ist es, die offiziell das Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft in Hessen führt. Nichts extra mit Weinbau! Aber wissen Sie, was ich glaube? Das Umweltministerium ist die CDU-Dame los, ein Umweltministerium beansprucht immer der grüne Koalitionspartner. Da die Dame aber eines von Bouffiers Aushängeschildern für ein schwarz-grünes Bündnis ist, muss sie irgendetwas bleiben in der Landesregierung und zwar, das lese ich jetzt einfach mal so zwischen den Zeilen offenbar Ministerin im neu zu schaffenden Ressort Weinbau. Toller Job! Außerdem ist sie eine Frau und kommt aus Mittelosthessen. Sie wissen schon, der Proporz!

Einen Weinbauminister gab und gibt es bislang nur im Nachbarland Rheinland-Pfalz. Prominentester Amtsinhaber war natürlich Rainer Brüderle, der von Mainz aus dann eine steile Karriere in Berlin gestartet hat. Jetzt allerdings mit ebenso steilem Absturz. Der FDP-Mann ist inzwischen nur noch was für die nostalgische Rubrik „Was macht eigentlich…“.

Stellt man diese Frage mal für die künftig im Landtag verbleibenden hessischen Liberalen, ist man ja schnell durch. Der Noch-Wirtschaftsminister Florian Rentsch will seinen alten Job als Fraktionsvorsitzender wiederhaben, dem jetzigen Fraktionschef Wolfgang Greilich soll der Abgang mit einem Posten als Landtagsvizepräsident versüßt werden, was auch für den jetzt noch Multiminister Jörg-Uwe Hahn denkbar wäre, der sich ansonsten was im Haushaltsausschuss vorstellen könnte, und Kultusministerin Nicola Beer schließlich bleibt aus Verdienstgründen Landtagsabgeordnete und wird ansonsten ehrenamtliche Generalsekretärin der Bundes-FDP. Und die Kärrnerarbeit verrichten die übriggebliebenen beiden Kleinabgeordneten René Rock und Jürgen Lenders.

Aber so weit wollen wir ja gar nicht denken, jetzt genießen wir zunächst mal die besinnliche Adventszeit. Und da erfreut uns die Staatskanzlei mit einem Online-Adventskalender. Am gestrigen 3. Dezember überraschte uns beispielsweise ein Videorätsel. Die Frage lautete: „Welches Schloss thront über der Lahn?“ Na, das ist aber echt einfach: Das Diözesan-Dingsbums da vom Bischof Tebartz!

Am Dienstag bekommt der Landtag übrigens einen eigenen Weihnachtsbaum, geschenkt vom Hessischen Waldbesitzerverband. Aus „nachhaltiger und naturnaher Waldwirtschaft“ und aus heimischen Wäldern, meldet die Landtagsverwaltung. Hoffentlich stimmt das auch, die Bedenkenträger vom Naturschutzbund NABU warnen nämlich schon wieder: „Weihnachtsbaum ohne Gift kaufen auf Ökolabel und kurze Transportwege achten.“

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 4. Dezember 2013

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