Ominöse Abkürzungen

Also, Einladungen gibt es, da versteht man ja rein gar nichts. Weil dort dermaßen obskure Abkürzungen verwendet werden, dass man schlicht ratlos ist. Oder, was glauben Sie, verbirgt sich hinter dem „8. Sommerempfang für ,LSBTIQ-Gruppen‘“, zu dem Vizepräsidentin Ursula Hammann in den Landtag einlädt?

Die Deutsch-Rapper von den Fantastischen Vier haben die Abkürzungsflut in ihrem Lied „MfG – Mit freundlichen Grüßen“ einst sehr originell auf die Schippe genommen (die Textzeile „ADAC, DLRG – ojemine“ aus dem Jahr 1999 mutet mit Blick auf den Automobilclub geradezu visionär an, oder?). Aber von „LSBTIQ“ ist noch nicht einmal in diesem Werk die Rede. Aufschluss gibt schließlich das Kleingedruckte in Hammanns Einladung: „LSBTIQ = Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuell(e), Queer.“

Ah ja! Was das jetzt alles bedeutet, finden Sie aber bitte selbst raus! Kleiner Tipp: Hat alles irgendwie mit Conchita Wurst und anderen Wurstsorten zu tun . . .

„SchUM-Städte kommen UNESCO-Weltkulturerbe großen Schritt näher“, ist so eine weitere Akronym-gespickte Meldung, die von den rheinland-pfälzischen Grünen auf den Schreibtisch flattert. UNESCO, ja das ist die Sache mit den Gutmenschen und der Weltenrettung (wer es genau wissen möchte: United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization), aber SchUM? Das ist jetzt keine Abkürzung der Abkürzung „Schumi“, sondern meint die Anfangsbuchstaben der hebräischen Namen von Speyer (Schpira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza). Wieder was gelernt!

Aber auch Hessen wird von der UNESCO bedacht: Die Rhön darf ihren zeitweise gefährdeten Status als „Biosphärenreservat“ behalten. Worüber sich Umweltministerin Priska Hinz „erfreut“ zeigte, wie ihre Pressestelle meldet. Klar, ist ja auch von den Grünen, die Frau.

Aber kommen wir jetzt endlich zu den Abkürzungen, die uns dieser Tage als einzige wirklich interessieren. FIFA und WM! Sprich, die Fußball-Weltmeisterschaft, die die Fédération Internationale de Football Association gerade in Brasilien ausrichtet. Aber das hätte ich jetzt wohl nicht erklären brauchen, oder? Wo gerade „CR7“ kein Bein gegen unsere Mannschaft auf den Boden bekam. Auf Deutsch: Portugals Stürmerstar Christiano Ronaldo mit der Rückennummer 7.

In der vorigen Woche hatte ich ja an dieser Stelle die hessischen Kabinettsmitglieder um ihre Einschätzung zum Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft gebeten, was diese auch mit viel Optimismus taten. Nicht aber Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Als allerdings einen Tag später die wichtigen Kollegen der Nachrichtenagentur dpa nachfragten, rückte er doch mit seiner Prognose raus. Seine Favoriten seien Deutschland, Spanien und Gastgeber Brasilien! Wollte ich nur nachtragen . . .

Eine viel sicherere Bank scheint mir aber der Supercomputer der Frankfurter Goethe-Uni zu sein, der Spielergebnisse, Torverhältnisse und FIFA-Punkte verrechnet und daraus den „wahrscheinlichsten Weltmeister“ ermittelt (www.fussballmathe.de). Das wäre dann mit Stand gestern Nachmittag Brasilien mit 15,25 Prozent. Gefolgt von Argentinien (12,96 Prozent) und – Deutschland mit einer Wahrscheinlichkeit von 12,7 Prozent.

Mist, wieder nur WM-Dritter!

Aber schauen wir doch erst mal nur bis zum nächsten Spiel der Deutschen. 3:1 tippte beispielsweise Nicola Beer (FDP), Landtagsabgeordnete und Generalsekretärin der Bundes-Liberalen, beim gestrigen Redaktionsbesuch für die Partie Deutschland–Ghana am Samstag.

Auch dafür berechnet die Wahnsinnsrechenmaschine der Goethe-Uni übrigens eine Prognose: Demnach liegt die Wahrscheinlichkeit des Tipps der gelegentlichen Landtagself-Kickerin bei exakt neun Prozent. Na, dann schau’n mer mal.

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 18. Juni 2014

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