Sie kommt! Sie kommt wirklich! Nach Frankfurt! Die Queen! Queen Elisabeth II. von England, formelles Oberhaupt unzähliger Staaten, riesiger wie Australien oder Kanada genauso wie so pittoresker Eilande wie St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Salomonen und Tuvalu. Liegt alles irgendwo in den Weiten von Karibik und Pazifik. Und natürlich von Waldeck-Frankenberg.
Haha, kleiner Scherz. Nein, sie ist weder Staatsoberhaupt von Hessen, auch wenn sie mit dem Adelsgeschlecht der Landgrafen von Hessen verwandt ist, und auch nicht des Kreises Waldeck-Frankenberg, auch wenn dort das Örtchen Battenberg liegt. Aus der dortigen Adelslinie stammt die Mutter von Elisabeths Prinzgemahl Philip, der einst den Namen Mountbatten annahm. Mountbatten, die umgedrehte und anglisierte Version von – Battenberg!
Der famose Prinz Philip kommt auch mit auf Staatsbesuch, und das wird besonders spannend, ist der bei seinen Landsleuten doch für seine derben Späße berüchtigt. So bemerkte er beispielsweise gegenüber dem in traditioneller Landestracht gekleideten nigerianischen Präsidenten, er sehe aus, als ob er gleich ins Bett gehen wolle.
Diese Gefahr bezüglich seiner Kleidung droht dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier nicht, gemeinhin trägt er stets Anzüge klassischen westlichen Standards. Aber man stelle sich vor, Prinz Philip fragte ihn „Färben Sie sich nicht mehr die Haare?“. Auch auf einen Kommentar zum hiesigen Traditionsgetränk Apfelwein darf man gespannt sein.
Ich schweife ab. Also, die Queen kommt am 25. Juni nach Frankfurt. Und das ist eine „große Freude und große Ehre“ wie uns Regierungssprecher Michael Bußer mitteilt. Vor 50 Jahren geruhte Ihre Majestät zum ersten Mal nach Hessen zu reisen, damals beehrte sie aber nur Wiesbaden. Zwischendurch war sie auch mal bei der buckligen Verwandtschaft im Schloss Wolfsgarten bei Langen. Aber in Frankfurt war sie noch nie. Vielleicht wegen der Konkurrenz der Finanzmetropolen Frankfurt und London? Vielleicht will sie auch mal sehen, warum hier immer soviel Rabatz mit Blockupy und Konsorten ist?
Mit linken Vögeln hat sie ja auch Erfahrung. Die Punker von den Sex Pistols sangen einst, „God save the Queen, the fascist regime, God save the Queen, she ain’t no human being“. Hat sie alles überstanden, genauso wie die nachweislich falsche Feststellung der größten aller großen britischen Indie-Bands The Smiths, die eines ihrer Alben „The Queen is dead“ benannten. Von wegen „dead“, 88 Jahre alt und immer noch gut zu Fuß. Vor drei Jahren feierte sie gar den 60. Jahrestag ihrer Thronbesteigung.
Was sind dagegen 20 läppische Jahre im hessischen Landtag? Das ist jetzt wirklich ein harter Übergang, aber so ist das Leben. SPD-Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel nämlich würdigte seine Abgeordneten Lothar Quanz, Günter Rudolph und Norbert Schmitt für zwei Jahrzehnte in der Landespolitik, nachdem sie am 5. April 1995 Einzug in Wiesbaden gehalten hatten.
Lothar Quanz – „angefeindet von einer in den 70er Jahren stehengebliebenen CDU, hat er sich unbeeindruckt den Themen längeres gemeinsames Lernen und Ganztagsschule gewidmet“, lobte Schäfer-Gümbel. Norbert Schmitt habe „immer wieder die Schönrechnerei der Regierungen Koch und Bouffier entlarvt“ und Günter Rudolph regelmäßig der CDU-Regierung „die Leviten gelesen“. Als Parlamentarischer Geschäftsführer sei dieser zudem seine rechte Hand als Fraktionschef, so Schäfer-Gümbel – „und ich bin froh, ihn an meiner Seite zu wissen“.
So wie die Queen ihren Prinz Philip.
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 15. April 2015