Hoffentlich fährt gerade keiner Ski aus unserer Ministerriege, das ist ja tatsächlich genauso gefährlich wie ich es schon immer argwöhnt habe! Gut, bei Formel-1-Schumi kann man wohl von rasantem Abfahrtsstil ausgehen, aber wenn selbst unsere bedächtige Kanzlerin sich jetzt schon das Becken (an-) bricht, und das auch noch beim betulichen Langlauf, dann muss man ja schon in höchster Sorge sein. Da beruhigt uns ungemein aus der Staatskanzlei zu hören, dass sich Ministerpräsident Volker Bouffier wieder an die Arbeit, sprich ans Regieren, gemacht hat.
Wie hat er es so schön in seiner Neujahrsansprache gesagt: „Die Hessische Landesregierung wird hart dafür arbeiten, damit Hessen auch in Zukunft erfolgreich, lebens- und liebenswert bleibt“. Na, dann mal ran die Arbeit! Wobei, beim Blick auf die „Öffentlichkeitstermine“ der Landsregierung siehts allerhöchstens nach Arbeit im stillen Kämmerlein aus. Wo sonst auf mehreren Seiten für eine Woche all die vielen schönen Termine der Minister und Staatssekretäre (Einwurf des/der Gender-Mainstreaming- und Political-Correctness-Beauftragten: die weiblichen Amtsinhaberinnen mögen sich bitte auch angesprochen fühlen) aufgelistet sind, gibt es jetzt nur zwei kümmerliche Seiten für zwei Wochen!
Ich weiß gar nicht, ob ich Ihnen aus dem Papier berichten darf, denn da steht immer obendrüber „Nur zur Information der Redaktion“. Andererseits, zu was sollen „Öffentlichkeitstermine“ gut sein, wenn sie die Öffentlichkeit nicht kennt? Ich tus jetzt einfach, verraten Sie mich aber nicht . . .
Eigentlich repräsentieren laut dieser Vorlage nur die FDP-Regierenden – doch, doch, auch wenn Sie jetzt stutzen mögen, bis 17. Januar tun die das immer noch. Die CDU-Größen tauchen kaum auf, sie sammeln sich offenbar noch und tanken „viel Kraft für die großen und kleinen Herausforderungen, die auch im neuen Jahr auf uns warten“, wie es Ihnen (und uns allen) Landesvater Bouffier in seiner bereits zitierten Neujahrsansprache gewünscht hat.
Lediglich CDU-Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann hat darin einen einzigen Termin. Und den natürlich in ihrer Heimat Kassel, wo sie ohnehin 99 Prozent ihrer zurückliegenden fünfjährigen Amtszeit zugebracht hat. Förderbescheide, Empfänge, Spatenstiche, ihren unruhigen CDU-Kreisverband zusammenhalten …
Und Berlin-Minister Michael Boddenberg taucht in der Liste auf. Mit dem Job in der dortigen hessischen Landesvertretung ist der Mann ohnehin nicht ausgelastet, von daher hat er freie Kapazitäten. Passenderweise sind seine Termine denn auch in Frankfurt: Meisterbriefe in der Paulskirche verteilen und das Neujahrskonzert der Frankfurter Sparkasse besuchen. Alte Oper statt Bundesrat.
Die Liberalen aus dem Kabinett sind dafür stramm unterwegs: Mit Justizminister Jörg-Uwe Hahn und seinem Staatssekretär Rudolf Kriszeleit, Kultusministerin Nicola Beer und ihrem Stellvertreter Alexander Lorz ist fast die komplette FDP-Regierungstruppe im Einsatz. Naja. Einsatz ist auch so ein großes Wort. Da werden die Geburtstagsfeiern des Alt-Liberalen Wolfgang Gerhardt (70) und des kurhessischen Bischofs Martin Hein (60) besucht, außerdem assistiert Beer Boddenberg beim Meisterbrief austeilen.
Ja, das sind im Moment wohl noch die eher „kleinen Herausforderungen“ von denen Bouffier bekanntlich sprach, die großen kommen aber ganz bestimmt!
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 8. Januar 2014