Ab ins Öko-Kino!

Die Frankfurter Goethe-Universität hat mich gestern mit einer Information versorgt, die ich wirklich schon immer und unbedingt mal wissen wollte. Es ist nämlich so, und jetzt halten Sie sich bitte fest, liebe Leser, dass die Kinder in Algerien und Äthiopien lieber zur Schule gehen als in Deutschland. Ach was. Irre, oder? Ich habe mich tatsächlich seit langem zwei bis drei Mal täglich gefragt, ob es wohl andernorts Pennäler gibt, die lieber in die Schule gehen als unsere deutschen Schüler. Endlich weiß ich es dank der Studie „Children’s World“, an der eine Familienforscherin der Goethe-Uni maßgeblich beteiligt war. Was sagt uns das jetzt? Zunächst mal also, dass die Kinder in Äthiopien lieber zur Schule gehen als die in Deutschland. Jetzt müssen wir wohl mal davon ausgehen, dass es um die äthiopischen Schulen sicher nicht so gut bestellt ist wie um unsere Lehranstalten. Schulweg, Schulbücher, Lehrmaterial, Gebäude, Schultoiletten, all diese hiesigen Streitthemen – all das dürfte sicher ganz anders aussehen in dem ostafrikanischen Land, aus dem im übrigen ganz besonders viele Flüchtlinge zu uns kommen.

Sind die Kinder dort vielleicht einfach dankbarer, dass sie überhaupt lernen dürfen? Handelt es sich am Ende hierzulande um „dumme und degenerierte Jugendliche“, wie uns eine misanthropische Leserin schrieb, der unsere Samstagsausgabe „Junge Zeitung“ missfiel, die 150 Schüler aus der Region erarbeitet hatten?

Ich weiß es nicht, fragen Sie das doch bitte die Familienforscher der Goethe-Uni! Eine weitere fulminante Weisheit erreicht uns in diesem Studienzusammenhang aus dem Hort der Wissenschaft: Je älter die Schüler werden, desto weniger gern gehen sie in die Schule. Na, das haben wir wohl alle – und sei es aus eigener Lebenserfahrung – schon vorher gewusst, oder? Aber uns fragt ja keiner.

Vielleicht weil die älteren Schüler lieber ins Kino gehen als in die Schule? Das tun sie möglicherweise bald noch viel lieber, wenn die hessischen Kinos erst, Achtung!, nachhaltig geworden sind.

Nachhaltige Kinos? Was soll das denn um Himmels Willen sein, wird sich der ein oder andere Leser jetzt fragen? Nun, das Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Wiesbaden lobt erstmals einen mit 5000 Euro dotierten Preis für „Nachhaltiges Kino“ aus.

Sollten Sie jetzt überlegen, ob dieses Ministerium inzwischen von der Union zum grünen Koalitionspartner gewechselt ist, so muss ich Ihnen sagen, nein, es wird weiter vom CDU-Mann Boris Rhein verantwortet. Früher als schneidiger Schwarzer Sheriff unterwegs, würdigt er nun „das Engagement und die Konzepte hessischer Kinos, denen Nachhaltigkeit besonders wichtig ist“. Wie süß, der Wolf hat (grüne) Kreide gefressen – so ließe sich der alte Spruch abwandeln.

Aber was ist denn nun ein „Nachhaltiges Kino“? Das erklärt freundlicherweise die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Martina Feldmayer: „Der Preis richtet sich an Kinobetreiber, die besonders nachhaltige Konzepte für ihre Filmhäuser entwickelt haben – von einer energieeffizienten Technik über regionale und ökologische Essensangebote bis hin zur Filmauswahl“.

Bezeichnenderweise kommt dazu nur eine Jubelmitteilung von den Grünen, aus Rheins eigener CDU-Fraktion nur – Schweigen.

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 17. Februar 2016

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