Also, der NABU Hessen hat ja wirklich Sorgen. „Bäume sind keine Supermodels“, warnt Mark Harthun, Naturschutzreferent der hiesigen Abteilung des Naturschutzbundes beim Blick auf den Hessischen Staatswald. So weit kann ich das ja noch nachvollziehen, wäre mir beim genaueren Hinschauen wohl auch aufgefallen. Der Wald sei insgesamt „zu jung, zu dünn und zu nackig“. Und besteht ja bekanntlich nicht aus Supermodels. Wissen Sie was? Gegen ein junges, dünnes, nackiges Supermodel hätte ich gar nichts einzuwenden…
Aber solche Naturschützer sind da ja meist etwas asketischer veranlagt. Wie auch der weitere Zusammenhang der NABU-Analyse zeigt. „Zu jung“, weil die fehlgeleiteten Erotomanen des Staatsbetriebs Hessen-Forst die Bäume aus NABU-Sicht viel zu früh flachlegen. Buchen würden beispielsweise schon mit 140 Jahren gefällt, könnten aber locker 300 Jahre alt werden. 300 Jahre – mit Supermodels hat dies in der Tat nichts zu tun.
„Nackig“, weil in vielen vermeintlichen „Altholzbeständen“ nur noch 20 bis 30 Prozent alter Bäume stünden und „zu dünn“, weil nur noch knapp ein Prozent der Bäume Stämme mit mehr als 90 Zentimetern Durchmesser hätten. Jaja, sollte schon lieber was dran sein…
Baumriesen wünscht sich der NABU deshalb im Hessen-Forst, „einen Wald mit echten Kerlen“. Echte Kerle statt Supermodels? Vorsicht lieber NABU, lieber Herr Harthun, wir bekommen gerade die Frauenquote aufgedrückt! Die Frauenquote!
So, jetzt ist Schluss mit Altholz und Altherrenwitzen. Ganz sicher kein Supermodel sondern ein Auslaufmodell ist die EIBE. Nicht in Hessens Wäldern, sondern in Hessens Schulen. Die Abkürzung steht für Eingliederung in die Berufs- und Arbeitswelt. Die EIBE, wie übrigens auch SchuB, wird ersetzt durch PuSCH, wie Kultusminister Alexander Lortz mitteilte.
Alles klar, oder? Falls nicht, bemühe ich mich mal um Aufklärung. SchuB steht für Lernen und Arbeiten in Schule und Betrieb. EIBE und SchuB sind Förderprogramme des Landes für abschlussgefährdete und förderungsbedürftige Schüler. SchuB beispielsweise steckte in Zeiten, als es noch echte Hauptschüler gab, diese für einige Tage die Woche in Betriebe, wenn des Abgangszeugnis gefährdet war, um ihnen statt des Lotterlebens in der Schule auch mal den Ernst des Arbeitslebens nahezubringen. Gute Sache, wenn Sie mich fragen.
Diese Programme laufen nun Ende Juli aus. Aber nicht ersatzlos, ab August kommt PuSCH, um die Wackelkandidaten zu puschen. Steht für „Praxis und Schule“ und verfolgt eigentlich das gleiche Ziel wie die Vorgängerprogramme. „Alter Wein in neuen Schläuchen“, nennt das deshalb der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Christoph Degen. Wenn man eigentlich gar nichts dagegen einzuwenden hat, aber als Oppositionspolitiker trotzdem was Kritisches dazu sagen muss, nennt man das Ganze dann gern „überfällig“. So wie Degen jetzt, und seine entsprechende Pressemitteilung gibt ihm einen Popularitäts-SchuB und PuSCHt seinen Bekanntheitsgrad.
Aber auch egal, wir haben ja jetzt – von der schwarz-grünen Landesregierung ausgerufen – den Schulfrieden in Hessen. Deshalb zum guten Schluss noch mal was Schönes, hat auch mit Frieden zu tun: Heute Abend übergeben Pfadfinder das Friedenslicht aus Bethlehem an Landtagspräsident Norbert Kartmann und Staatskanzleichef Axel Wintermeyer.
Das Friedensflämmchen kommt vielleicht gerade zu rechten Zeit – wo die bisherigen Einlull-Debatten im Landtag unter Schwarz-Grün anlässlich der Generaldebatte zum Haushalt doch mal wieder etwas Feuer bekommen haben.
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 17. Dezember 2014