Kleine Tierschau

Die ornithologische Abteilung im Hessischen Landtag, auch bekannt als Die Linke, hat eine interessante Spezies der gefiederten Freunde im Parlament ausfindig gemacht. Deren Halter haben die Vogelkundler um Forschungsleiter Willi van Ooyen auch gleich ermittelt: „Europaminister Hahn (FDP) hat ein Händchen für schräge Vögel“, lässt die Linke verlauten und nimmt Bezug auf die Vorstellung von Hahns neuer Staatssekretärin im Europaministerium, Zsuzsa Breier.

Die gebürtige Ungarin hat bei ihrem ersten Auftritt den umstrittenen Ministerpräsidenten ihres Heimatlandes, Viktor Orbán, als Demokraten verteidigt. Angesichts massiver Beschneidungen der Rechte von Bürgern im Allgemeinen und von Justiz und Presse im Speziellen ist diese Sichtweise schon ein wenig irritierend. Immerhin hat sie ihn nicht als lupenreinen Demokraten bezeichnet, wie das Alt-Kanzler Gerhard Schröder mit dem Jetzt-wieder-Präsidenten Russlands, Wladimir Putin, getan hat. Den Nachweis über die Mehrzahl der schrägen Vögel bleiben die Linken übrigens schuldig, aber davon finden sie in den eigenen Reihen ja genug.

Nicht so recht finden hingegen können die Grünen den Feldhasen. Den echten Meister Lampe wohlgemerkt, nicht die kleinen Kaninchen, die überall herumhoppeln. Aber nicht der Fuchs, der Greifvogel oder gar der Jäger seien daran schuld, glaubt die Grünen-Abgeordnete Ursula Hammann, sondern der Spargel. Also weniger das Stangengemüse selbst, das den Langohren in die Pfoten pieksen würde, sondern die Folien, mit denen die Felder abgedeckt sind, um das Pflanzenwachstum zu beschleunigen. Die Planen entzögen den Hasen Nahrungsangebot und Deckungsmöglichkeiten, argwöhnt Hammann. Nun gut, dass die auf Bioland- und Demeter-Lebensmittel fixierten Grünen nicht auf Folienspargel stehen, überrascht uns nicht so sehr.

Eher schon der Standort für einen Bienenstock, den deren Parteifreunde in Rheinland-Pfalz ausgewählt haben: das Dach des Abgeordnetenhauses des Landtags zu Mainz. Fraglich, ob der Honig der 30.000 Bienen überhaupt das Bio-Siegel bekommt: Der Landtag liegt an einer der meistbefahrenen Mainzer Straßen. Immerhin servieren uns die dort in der Konstellation Rot-Grün regierenden Ökos das Ganze mit der schmissigen Ankündigung: Schwarz-gelb aufs Dach.

Nach Vögeln, Hasen und Bienen fehlen noch die Fische in unserer kleinen Tierschau. Genauer gesagt der Fisch des Jahres – das Neunauge. Den sucht Umweltministerin Lucia Puttrich heute in nordhessischen Gewässern mit Experten von HessenForst und am liebsten auch mit Journalisten, auf dass diese dann darüber berichten mögen. Hoffentlich bekommen die vermutlich sehr umsichtigen Fische bei so viel Ansturm keine Angst und verstecken sich, denn die sehen ja nicht nur mit dem Zweiten, sondern gleich mit acht Augen besser. Und weil es so schön ist, eröffnet die Ministerin am Samstag auch gleich noch einen Wildkatzen-Walderlebnispfad im Taunus. Wiederum mit großem Tross, versteht sich.

Das Schlusswort soll der sogenannten Tierschutz-politischen Sprecherin der SPD-Fraktion, Judith Pauly-Bender, gehören: „10 Jahre Tierschutz im Grundgesetz – Auch in Hessen kein Grund zum Feiern!“, verkündet sie. Komisch, eigentlich hätten wir gedacht, eine Tierschutz-politische Sprecherin würde sich über so was freuen.

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 23. Mai 2012

Peinliche Piraten

Da haben wir’s schon, gleich die Premiere ging in die Hose. Gerade erst hatte der Ältestenrat des Landtags beschlossen, dass nicht nur Abgeordnete Kurzmeldungen über den Nachrichtendienst Twitter via Handy absetzen dürfen, sondern künftig auch Besucher auf der Landtagstribüne. Allerdings nicht ohne die in der Nachbetrachtung geradezu prophetische Warnung des CDU-Fraktionsgeschäftsführers Holger Bellino, er erwarte auch von den Besuchern einen verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Kommunikationsmöglichkeiten, die der Würde des Parlamentes angemessen sind.→ weiterlesen

Im Jugendwahn

Erinnern Sie sich noch? Verjüngungskur und Generationswechsel lauteten vor zwei Wochen die Schlagzeilen, als die FDP zwei Alt- gegen zwei Jungminister tauschte. Die wahren Verjüngungsjünger, so haben wir jetzt gelernt, sind aber gar nicht die Liberalen, sondern die Grünen.

Denn bei denen ist jetzt Monne Lentz neue Landtagsabgeordnete. Ob der Vorname eine Kurzform von Monika oder ein Künstlername ist, gilt es noch herauszufinden, die üblichen Nachschlagewerke à la Vornamen für Mädchen kennen ihn zumindest nicht. Monne Lentz auf jeden Fall ist 24 Jahre alt, wie uns die Grünen mitteilen und löst damit Daniel Mack (25 Jahre alt) als jüngsten Landtagsabgeordneten ab, der wiederum gerade erst Angela Dorn (29 Jahre alt) als jüngste Parlamentarierin abgelöst hat, ebenfalls allesamt Grüne.→ weiterlesen

Ob Affen Prosecco wollen?

Einen ganz wunderbaren Satz hat Eva Kühne-Hörmann da gesagt: „Ich stehe nicht an der Spitze eines ,Prosecco-Ressorts, wie manche Kollegen meinen“, stellte unsere Ministerin für Wissenschaft und Kunst im Interview mit der FAZ klar. Ja gut, dass sie das mal gesagt hat, denn um ehrlich zu sein, hatten wir manchmal schon mit solcherlei neidvollen Vermutungen auf ihre Termine geblickt, die zu teilen wir regelmäßig eingeladen werden. Einladungen zu Eröffnungen aller Art, Förderbescheide übergeben, Welterbestätten beantragen, Denkmäler enthüllen, Jazz im Ministeriumshof und so fort. Das klingt doch prima!→ weiterlesen

Bürgerlich mit Binder

Na, waren sie letzte Woche auch in Bursa? Ich nicht, und damit war ich wohl der Einzige. Erst machte sich Ministerpräsident Volker Bouffier mitsamt Gattin und 50 weiteren wichtigen Menschen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf den Weg in die türkische Partnerregion. Einen Tag später folgte die CDU-Fraktion, nochmals mit einem 70-köpfigen Troß. Der zwischenmenschlichen Begegnungen wegen, sagt die Fraktion. Und natürlich der wirtschaftlichen Beziehungen wegen. Denn die südlich von Istanbul am Marmarameer gelegene Provinz Bursa gilt als zweitreichste der Türkei. Dumm also, dass man nicht nur Bursa in die EU aufnehmen kann, denn die ganze Türkei will Bouffier weiterhin nicht drin haben. Damit sei die Europäische Union überfordert, der Schuldenkrise wegen.→ weiterlesen

Nachhilfe aus Estland

Ob wir auch eine Torte von der FDP bekommen? Für die erste Kolumne auf der Hessen-Seite? Naja, wohl eher nicht, zu solchen Präsenten greifen die Liberalen offenbar nur anlässlich sehr hoher Jubiläen. Korrekterweise muss der Hinweis folgen: Annehmen dürften wir den Kuchen eh nicht Sie wissen schon, nach der Causa Christian Wulff ist das mit Vergünstigungen so eine Sache, da müssen wir Moralapostel von der Presse auch aufpassen.→ weiterlesen

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