Nur Bares ist Wahres

Wie geht das denn jetzt wohl mit dem Bargeld weiter? Sie erinnern sich, vor einigen Tagen machte die Überlegung aus dem Bundesfinanzministerium die Runde, bei Beträgen oberhalb von 5000 Euro keine Barzahlung mehr zuzulassen. Vor allem stellt sich dabei auch die Frage, wie es die Grünen mit dem „Cash“ halten. Die Hessen-FDP hatte dazu fix eine dezidierte Haltung parat: Im Kurznachrichtendienst Twitter, dem Medium für die knackig-kurzen Aussagen, verkündeten die Liberalen, „Bargeld ist Freiheit! Bargeldobergrenze? Nicht mit uns!“ Den Grünen-Landesvorsitzenden Kai Klose verleitete dies zu dem hämischen Kommentar: „Und immer dann, wenn Du denkst, plumper geht’s nicht mehr…“

Na, wenn er das so sieht. Grüne und FDP sind sich im Landtag ja ohnehin in herzlicher Abneigung zugetan. Prekär wurde die Situation allerdings, als Finanzminister Thomas Schäfer ebenfalls über Twitter melden ließ: „Bargeld ist persönliche Freiheit. Diese sollten wir uns erhalten.“

Ist jetzt ganz, ganz nah an der FDP, oder? Inhaltlich wie sprachlich. Dies ließ Klose dann allerdings unkommentiert. Denn Schäfer ist ja beim Koalitionspartner CDU, Schwarz-Grün in Hessen eben.

Aber auch bei den Grünen im Bund gilt die Verknüpfung von Pinkepinke und Persönlichem offenbar nicht als plump. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz nämlich meint dazu: „Der Versuch, nun Bargeldzahlungen massiv einzuschränken, ist ein neuer fundamentaler Angriff auf den Datenschutz und die Privatsphäre.“

Im Bund sind die Grünen nun aber nicht mit der CDU im Koalitionspakt verbunden und damit ohnehin gegen Unionsvorschläge und damit automatisch gegen die Idee einer Bargeld-Obergrenze aus dem Bundesfinanzministerium des Christdemokraten Wolfgang Schäuble.

Aber in diesem Fall stellt sich ja auch der Hessen-Unionist Schäfer gegen den Bundes-CDUler Schäuble. „Ich möchte nicht, dass meine Bank weiß, bei wem ich samstags meine Brötchen kaufe“, erklärte Schäfer, Bargeld gehöre in Deutschland zur Kultur – und das ohne böse Hintergedanken wie Geldwäsche und Terrorfinanzierung. „Deshalb halte ich auch von Bargeld-Obergrenzen wenig.“

So, jetzt stellt sich mir aber doch eine Frage: Wenn die Obergrenze laut Schäubles Staatssekretär Michael Meister – ein Bensheimer übrigens – also ein Limit von 5000 Euro für die Barzahlung vorschlägt, wie viele Brötchen kauft denn dann Thomas Schäfer um Himmels willen an so einem Samstag, dass er diese Grenze reißen würde? Wenn ein Brötchen im Schnitt vielleicht 30 Cent kostet…

Manches will ich lieber gar nicht wissen. Auf jeden Fall, so will es der Finanzminister Schäfer, „soll auch weiter das Bargeld in den Kassen klingeln“. Sofern – jetzt kommt doch eine Einschränkung – eine ordentliche Kasse im Laden steht! Und da sind wir beim Leib- und Magenthema des Mannes: „Manipulierte Mogelkassen“, mit denen in Gastronomie und Einzelhandel am Fiskus vorbeigewirtschaftet wird, so Schäfers Verdacht. Bis zu zehn Milliarden Euro entgingen dem Staat dadurch jedes Jahr.

Dann sollte Schäfer allerdings beim Bäcker seines Vertrauens (?) die Einsfuffzig für die Brötchen sicherheitshalber und konsequenterweise mit Kreditkarte bezahlen.

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 10. Februar 2016

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