Donnerwetter! Respekt! Alle Achtung! Da hat doch unser Sozialminister Stefan Grüttner vor viereinhalb Wochen, also vor Beginn der Fußball-WM, geradezu hellseherische Qualitäten bewiesen: In meiner kleinen Umfrage bei den Kabinettsmitgliedern zum Abschneiden unserer Nationalmannschaft in Brasilien hat Grüttner damals Folgendes losgelassen: „Deutschland kommt ins Finale gegen Argentinien, und wenn wir schon im Finale sind, dann gewinnen wir es auch!“
Und, wie war’s am Sonntag? Deutschland gegen Argentinien im Endspiel und 1:0 für uns! Der Grüttner, Mannomann, und dabei ist der CDU-Mann – ein solcher Hinweis sei aus Sicht einer Frankfurter Zeitung gestattet – Offenbacher. Mithin Fan der Offenbacher Kickers und damit nun nicht unbedingt in der Welt des ganz großen Fußballs zu Hause . . .
Fazit also, so exakt wie Grüttner hat damals keiner getippt. Glückwunsch an dieser Stelle. Dass Deutschland ganz sicher Weltmeister werden würde, hatte seinerzeit auch Innen- und Sportminister Peter Beuth prophezeit, wenngleich ohne Nennung des Finalgegners.
Aber wissen Sie, was ich mich frage? Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck doch schon extra nach Rio de Janeiro zum großen Finale jetten, warum nehmen die denn unsren Beuth nicht gleich mit? Denn immerhin ist der Mann „Vorsitzender der Sportministerkonferenz“ in Deutschland. Und damit doch gemäß diplomatischem Protokoll quasi dritter Mann im Staate nach Bundespräsident und Kanzlerin, aber Längen vor Bundestagspräsident und Bundesratspräsident.
Ja, es geht schon manchmal ungerecht zu. Immerhin durfte Beuth in dieser Rolle als Oberster aller deutschen Sportminister ja vor drei Wochen zum Vorrundenspiel gegen Ghana nach Fortaleza fahren.
Bundesratspräsident übrigens, wo ich es gerade von diesem dollen Amt hatte, wird ab November turnusgemäß für ein Jahr Ministerpräsident Volker Bouffier. „Hessen vorn“ heißt es dann auch in der Länderkammer. In diesem Amt muss Bouffier viel reisen und die Bundesrepublik repräsentieren. Israel, Frankreich, Polen, Großbritannien und die USA werden wohl zwingende Ziele sein, schwant Bouffier. „Als ich gesehen habe, was ich alles zu tun habe, musste ich dem hessischen Landtag mitteilen, dass ich leider zwölf Monate lang nicht zur Verfügung stehen kann“, kokettiert er bereits mit seiner Rolle. Na, so schlimm wird es schon nicht werden und vielleicht könnte er dann ja auch mal den Beuth mitnehmen . . .
Beide, Bouffier und Beuth, haben auf jeden Fall am Montagmorgen erstmal ordentlich Jogis Jungs gratuliert. „Das Finale gegen eine bärenstarke argentinische Mannschaft war eine gigantische Energieleistung mit einem Traumtor. Die deutsche Elf hat ein überzeugendes Turnier gespielt; es war alles dabei: Ballzauber, Kampf und Dramatik“, schwärmte der Ministerpräsident. „Die Mannschaft hat sich den Titel redlich verdient, weil sie nicht nur glänzende Einzelspieler in ihren Reihen hat, sondern als Team bestens funktioniert. Das hat das Endspiel eindrucksvoll unterstrichen“, analysierte der Sportministerkonferenz-Vorsitzende. Er habe zwar auf einen 1:0-Sieg unseres Teams getippt, allerdings nicht erwartet, dass es so spannend werden würde, so Beuth.
Ja Leute, Stichwort spannend, genießt noch mal ausführlich die Bilder aus Brasilien in den vielen Rückschauen! Bald steht hier wieder Fußball-Schmalkost auf dem Programm, wenn es in der Regionalliga wieder heißt Kickers Offenbach gegen KSV Baunatal, Hessen Kassel usw.
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 16. Juli 2014