Was wurde nicht alles an Hohn und Spott über den geplanten und offenbar unbaubaren neuen Berliner Großflughafen ausgekübelt! „BER“ sollte ursprünglich 2012 eröffnen, nach zwei weiteren geplatzten Startterminen steht nun erst einmal Ende 2017 auf dem Programm. (Allererste Planungen in den Neunzigern sahen übrigens für den damals noch als „BBI“ angedachten Flughafen Berlin Brandenburg International eine Eröffnung im Jahr 2007 vor.) Dagegen Hessen, Frankfurt, Fraport!
Was war man hierzulande stolz, dass die Landebahn Nordwest im Oktober 2011 im Kosten- und Zeitplan in Betrieb ging! Und jetzt das: Still und heimlich lässt Flughafenbetreiber Fraport nebenbei wissen, dass das geplante Terminal 3 erst ein Jahr später als vorgesehen fertig werden soll. Weil man die vielen Pläne doch noch mal auf „Widersprüche“ prüfen müsse. Und 2023 statt 2022 auch nur vielleicht, also „voraussichtlich“ wie man bei Fraport formuliert, sicher sei das erst, wenn die Prüfungsphase abgeschlossen ist…
Oje, macht „FRA“ jetzt etwa den „BER“?
Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der Ausbaugegner. Der Flughafenbetreiber wolle damit das Projekt verzögern, weil die Passagierzahlen doch nicht die Dimensionen erreichten, mit denen Fraport die unbedingte Notwendigkeit für den Neubau begründet und sich damit über die Optimierungsvorschläge des Wirtschaftsministeriums in Wiesbaden hinweggesetzt hatte. Das sei der Einstieg in den Ausstieg orakeln gar manche. Naja, abwarten!
Wobei diese ganzen genannten Jahreszahlen rund um den Frankfurter Flughafen sind eh nur die halbe Wahrheit. Die „fristgerechte“ Fertigstellung der neuen Landebahn 2011 bezog sich auf den seinerzeit zuletzt genannten Eröffnungstermin. Der frühere Fraport-Chef Wilhelm Bender träumte einst davon, dass die Nationalmannschaften zur Fußball-WM in Deutschland auf der neuen Bahn einschweben würden – die war 2006. Weitere Termine wurden verschoben, wobei dies vorwiegend juristische Ursachen hatte.
Und auch das fertige Terminal 3 war nun keineswegs immer schon für 2022 geplant. 2013 war anfänglich angedacht, in mehreren Schritten wurde daraus jetzt eben „voraussichtlich“ 2023.
Na ja, was soll’s. Ein Jahr mehr oder weniger, das wird beim Terminal 3 möglicherweise keinen stören – was bei der Schiersteiner Brücke ganz anders ist. Da gibt es ja jetzt auch eine Verzögerung. Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts werde sich um ein halbes Jahr auf Mitte 2017 verzögern, meldete die Straßenbehörde Hessen Mobil dieser Tage. Schuld sei das Wetter, mal zu nass, mal zu heiß für die jeweils anstehenden Arbeiten. Komisch, an zu viel Regen kann ich mich in diesem Sommer leidvoll erinnern, an zu viel Hitze – abgesehen von diesen knalligen Septembertagen – kaum. Eigentlich gar nicht.
Aber irgendwie klappt ja nichts mehr hier. Muss ich mal so sagen, wo ich jetzt eh am Nörgeln bin. Dienstagabend kein Strom in Wiesbaden, gestern Morgen kein Trinkwasser für 60 000 Einwohner im Kreis Groß-Gerau.
Hat die Opposition im Landtag vielleicht doch recht, die einen Verfall der Infrastruktur unter Schwarz-Grün beklagt? Wie heißt es in deren Koalitionsvertrag: „Verlässlich gestalten Perspektiven eröffnen.“
Ach, verlass dich auf wen…
Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 14. September 2016