Der Schwur des Bischofs

Das war schon eine schwere Hypothek, um mal in der Immobiliensprache zu bleiben, die den neuen Bischof von Limburg da belastet hat: Kaum war Georg Bätzing für das Amt ausgeguckt, kamen sofort die Fragen, ob er denn in den Nobel-Dienstsitz einziehen würde, den der weithin als „Protz-Bischof“ bekannt gewordene Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte bauen lassen – und über dessen völlig aus dem Ruder gelaufene Baukosten er schließlich stolperte. Auch Bätzing im Bistum Trier hatte natürlich von den Exzessen in Limburg gehört und das, was er über das Haus und seine Ausstattung bis dato gehört hatte, als „skurril“ bezeichnet. Ob er da wohl an die schicke Badewanne dachte, die sonderbarerweise zwei Nackenstützen hat? Und damals wie heute zur Frage führt, mit wem sich denn ein Bischof die Badewanne teilt?
Nein, da denkt Georg Bätzing offenbar in bescheideneren Dimensionen: Er werde „in ein kleines, mit einer Person bewohnbares Häuslein“ in der Stadt ziehen, verkündete er am Sonntag. Recht so. Obwohl, das hätte Tebartz-van Elst womöglich auch über sein 30-Millionen-Häuslein auf dem Limburger Domberg gesagt . . .
Na, dann kann’s ja losgehen mit der Seelsorge in Limburg, zumal Bätzing in der vergangenen Woche auch seinen Treueeid in der Wiesbadener Staatskanzlei geleistet hat. Treueeid? Bislang hatte ich ja immer gedacht, so ein katholischer Bischof ist nur auf den lieben Gott – und natürlich den Papst – eingeschworen. Aber nein, der Eid gemäß dem Reichskonkordat von 1933 sei von allen bisher im Land neu ernannten katholischen Bischöfen vor den jeweiligen Ministerpräsidenten geleistet worden, teilt die Staatskanzlei mit.
Und weil sich nun sicher so manch einer, wie ich natürlich auch, fragt, was ein Oberhirte denn da so schwört – hier mal kurz die zwei wichtigsten Sätze:
„Vor Gott und auf die heiligen Evangelien schwöre und verspreche ich, so, wie es einem Bischof geziemt, Deutschland und den Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz Treue. Ich schwöre und verspreche, die verfassungsmäßig gebildeten Regierungen zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen.“
Ja, auch Rheinland-Pfalz, denn das Bistum Limburg umfasst Teile des Nachbarlandes. Deshalb war Ministerpräsidentin Malu Dreyer ebenfalls nach Wiesbaden gereist, um huldvoll dem schwörenden Bischof zuzuhören. Ein alter Bekannter für Dreyer, die aus Trier stammt: „Den neuen Bischof von Limburg kennen und schätzen wir (ist das etwa Pluralis Majestatis von Fürstin Malu?, die Red.) durch seine vielfältige Arbeit im Bistum Trier, zuletzt als Generalvikar.“
Während Bätzing also bald Weihwasser und Messwein ausschenkt, beschäftigt sich Finanzminister Thomas Schäfer in mildtätiger Weise mit Kaffee. Und zwar mit dem „aufgeschobenen Kaffee“. Eine italienische Tradition, die auch bei uns immer beliebter werde, sagte Schäfer beim Besuch eines Marburger Cafés: In teilnehmenden Cafés bestelle man einen Kaffee und dazu noch einen „Aufgeschobenen“. Beide Getränke würden sofort bezahlt. Für das „aufgeschobene“ Getränk lande ein Bon in einem Glas neben der Kasse, den dann Bedürftige einlösen könnten. Im Finanzministerium habe es deshalb in jüngerer Zeit mehrfach Anfragen zur steuerrechtlichen Bewertung gegeben, berichtet Schäfer – und beruhigt: „Auf die spätere Abgabe des gespendeten Kaffees wird selbstverständlich keine erneute Umsatzsteuer fällig.“
Hallelujah!

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 31. August 2016

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: