Amateurtheater

 Na also, es wird ja doch noch was gearbeitet in der hessischen Politik. Doch kein völliger Stillstand im Wiesbadener Politbetrieb, weil alle nur reden, sondieren, verhandeln und Karrierepläne schmieden. Nein, im Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat man sich aufgerafft und die sogenannte Kleine Anfrage der SPD-Abgeordneten Brigitte Hofmeyer „betreffend Förderung hessischer Amateurbühnen durch die Landesregierung“ beantwortet.

Ja, diese Amateurbühnen seien natürlich ganz wichtig, ein „Teil einer vielgestaltigen Theaterlandschaft“, „wichtiger Bestandteil der hessischen Kulturlandschaft“, sie leisteten einen „unschätzbaren Beitrag zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben vorallem in den Gemeinden und kleineren Städten unseres Landes“, antwortete die Ministerin Eva Kühne-Hörmann von der CDU. Wie relativ der Begriff „unschätzbar“ sein kann, zeigt sich allerdings auch in der Antwort: 7000 Euro im Jahr erhält der verdienstvolle Landesverband Hessischer Amateurbühnen e.V. im Jahr aus der Staatskasse.

Diese Gage erhält ein einziger der Laiendarsteller im Monat, der als Abgeordneter derzeit auf der Amateurbühne Landtag um allerhöchste Weihen spielt: Nicht weniger als die republikweit beachtete Verhandlung über die erste schwarz-grüne Liaison in einem Flächenbundesland wird im aktuellen Herbst-/Winterspielplan gegeben. Titel der Show: „Der Widerspenstigen Zähmung“. In der Hauptrolle der raffinierte Volker Bouffier aus dem Hause von und zu CDU, der eine gute Partie sucht, um weiter König im Märchenland Hessen zu bleiben. Sein Objekt der Begierde und gleichzeitig weibliche Hauptrolle: Tarek Al-Wazir. Die schöne Grüne fand den Volker zuvor ganz, ganz schrecklich, aber jetzt inzwischen… Immerhin hat er ein schönes Schloss namens Staatskanzlei und viele tolle Ämter zu vergeben. Und seine Haare färbt er auch nicht mehr blond.

Halt, Al-Wazir ist doch ein Mann, werden Sie jetzt möglicherweise einwenden. Jaja, aber erinnern Sie sich mal an dessen Verkleidung in der vorigen Fastnachtssaison. Kostümiert als Claudia Roth machte er eine beinahe bessere Figur als das Original!

Auf die Amateurbühne muss sich eigentlich auch Peter Beuth versetzt fühlen. Der wegen seines feschen Beinkleids als Karnevalsprinz auch „Strumpfhosen-Peter“ genannte Generalsekretär-Darsteller der CDU ist jetzt nämlich neuer Sitzungspräsident der „Dachorganisation Wiesbadener Karneval 1950 e.V.“.

Wiesbaden und Karneval? Naja, das ist ohnehin schon von begrenztem Spaßfaktor aber ganz sicher, wenn man bedenkt, dass Beuth en echt Kölsche Jung ist. Kölner Karneval gegen das Duffdä der Dachorganisation? Viel Vergnügen!

Tiefer kann man aber immer fallen. Nicht mehr auf der Regierungshauptbühne treten die hessischen FDP-Schauspieler auf, sondern künftig nur noch in einem kleinen Eckchen im Plenarsaal. Off-Broadway nennt man dies wohl in Theaterkreisen. Noch schlimmer hat es die Bundesliberalen erwischt, die sind gleich ganz aus dem Bundestagstheater geflogen. Das heißt dann Off-Off-Broadway. Oder auf Deutsch Amateurtheater.

 

Erschienen Frankfurter Neue Presse vom 11. Dezember 2013

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